Programmiersprache: Haskell bekommt nach 30 Jahren eine eigene Stiftung

Die neu gegründete Haskell Foundation soll die Verbreitung der funktionalen Sprache fördern, die als schwer zu erlernen gilt.

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Programmiersprache: Haskell bekommt nach 30 Jahren eine eigene Stiftung

(Bild: Serg-DAV/Shutterstock.com)

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Im Rahmen der Konferenz Haskell Exchange hat Simon Peyton Jones die Gründung der Haskell Foundation angekündigt. Die Stiftung soll vor allem die Verbreitung der Programmiersprache fördern. Peyton Jones gehört zu den Designern der funktionalen Sprache, die 1990 das Licht der Öffentlichkeit erblickte.

Die Haskell Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, und zum Start sucht sie nach Nominierungen für den Vorstand. Bis zum 11. Januar 2021 nimmt die Stiftung Vorschläge per E-Mail entgegen. Ein Interims-Vorstand, dessen Mitglieder unter anderem von haskell.org, Facebook, Microsoft Research, Epic Games sowie den Universitäten von Utrecht und Pennsylvania kommen, evaluiert die Vorschläge, um die Arbeit an den dauerhaften Vorstand zu übergeben und sich im Anschluss aufzulösen.

Interessierte können sich zudem für zwei Mailing Listen registrieren: HF-Announce verbreitet Ankündigungen, während HF-Discuss für jegliche Form der Diskussion um die Programmiersprache beziehungsweise Foundation offen steht. Ankündigungen will die Foundation zusätzlich über Twitter verbreiten.

Haskell ist eine rein funktionale Programmiersprache, die ganz klare Konzepte vorgibt. Sie steht nicht zu Unrecht im Ruf, schwer erlernbar zu sein. Gleichzeitig gilt sie als besonders sicher, da die strikten Vorgaben einige Programmierfehler verhindern. Als Grundlage hat Haskell ein sehr striktes Typsystem, das sich auf Variablen, Funktionen und Parameter bezieht.

(Bild: Haskell Foundation)

Für alle Variablen gilt uneingeschränkte Immutability: Die Werte dürfen sich wie bei Konstanten in anderen Programmiersprachen nicht ändern. Haskell kennt ebenso keine veränderlichen Objekte wie Java oder C++. Die Entwicklung erfolgt nicht imperativ als Folge von Anweisungen, sondern über Funktionen. Ihr Logo mit dem griechischen Buchstaben Lambda verdankt die Sprache dem Lambda-Kalkül, einer formalen Sprache zum Untersuchen von Funktionen, die Grundlage für Haskell ist.

Das strikt funktionale und unveränderliche Konzept erfordert einiges an Umdenken für diejenigen, die Sprachen wie Java, C++, Kotlin, JavaScript oder Python gewohnt sind. Es hat aber den Vorteil, dass die Funktionen grundsätzlich keine Nebenwirkungen haben und somit unter anderem die Reihenfolge der Ausführung beliebig sein darf. Allerdings müssen Softwareentwicklerinnen und -entwickler abstrakt denken, um die Funktionen zu erstellen, und die Entwurfsphase fällt länger aus als bei Sprachen wie Python. Dafür ist der endgültige Code deutlich strukturierter und meist kompakter, was wiederum die Lesbarkeit verbessert und vor Fehlern schützt.

Facebook setzt unter anderem zum Bekämpfen von Spam auf Haskell und hat im Sommer ein Code-Refactoring-Tool für die Programmiersprache als Open-Source-Projekt namens Retrie veröffentlicht.

Weitere Details zur Gründung der Foundation finden sich in der offiziellen Ankündigung. Wer erste Schritte in Haskell wagen möchte, findet im offiziellen Wiki der Programmiersprache eine Übersicht über Tutorials und weitere Starthilfen.

(rme)