Projekt Kuiper: Amazon will Internet-Satelliten Ende 2022 ins All bringen

3236 Satelliten will Amazon für sein Projekt Kuiper in eine Erdumlaufbahn bringen. Zwei davon sollen im vierten Quartal 2022 ins All geschossen werden.

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Die ersten Internet-Satelliten von Amazon sollen mit einer RS1-Rakete von ABL Space Systems in eine Erdumlaufbahn gebracht werden.

(Bild: Amazon)

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Amazon will die ersten beiden Satelliten des Projekts Kuiper zur weltweiten Versorgung unterversorgter Gebiete mit Breitband-Internet im vierten Quartal 2022 in eine Umlaufbahn um die Erde bringen. Wie Amazon in einem Blog-Eintrag von Montag ausführt, habe der Konzern einen Antrag auf eine Lizenz zum experimentellen Betrieb der Satelliten KuiperSat1 und KuiperSat2 bei der US-amerikanischen Telekommunikationsbehörde Federal Communications Commission (FCC) gestellt.

Der Antrag auf eine Betriebslizenz sei ein wichtiger Schritt, um die Kommunikations- und Netzwerktechnik testen zu können und damit das endgültige Satellitendesign zu bestimmen. Zudem könnten dann Startoperationen und Missionsmanagementverfahren festgelegt werden, die zum Tragen kommen, wenn die vollständige Satellitenkonstellation aufgebaut wird. Den prinzipiellen Aufbau einer solchen Satelliten-Konstellation hatte die FFC schon im Juli 2020 genehmigt.

Es sei viel neue Technik entwickelt worden, sagte Rajeev Badyal, Vize-Präsident für Technik des Kuiper-Projekts. Dabei seien die Systeme in Simulationen und im Labor auf Herz und Nieren getestet worden, nun sei bald zu sehen, "was sie im Weltraum leisten". "Es gibt keinen Ersatz für Tests im Orbit und wir erwarten, angesichts der Komplexität und des Betriebsrisikos in einer derart herausfordernden Umgebung viel zu lernen. Wir können es kaum erwarten loszulegen."

Amazon hat für die ersten Starts eine Übereinkunft mit dem US-Raumfahrtunternehmen ABL Space Systems getroffen. ABL stellt das Trägersystem für die Satelliten in Form der RS1-Rakete bereit. Kontrolliert werde aus dem mobilen GS0-Kontrollraum. Nach Angaben von Amazon sei die Kombination optimal für den Einsatzzweck, da sie flexibel einsetzbar sei sowie genügend Zuladungskapazität und Geschwindigkeit biete. Die Zusammenarbeit mit ABL laufe bereits seit mehreren Monaten, um eine Integration der Systeme und Pläne für ein neues Adapterdesign zu besprechen. Ob diese wie gewünscht funktionieren, werde Anfang 2022 getestet, schreibt Amazon.

Die ersten Starts der LEO-Satelliten (Low Earth Orbit), die auf erdnahe Umlaufbahnen unterschiedlicher Höhe gebracht werden sollen, werden nach derzeitigen Plänen in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida erfolgen. Genaue Termine für die Starts liegen noch nicht fest.

Insgesamt soll das Projekt Kuiper, das Amazon 2019 angekündigt hatte, 3236 Satelliten umfassen. 784 Satelliten sollen in 28 Ebenen in einer Höhe von 590 Kilometern abgesetzt werden, weitere 1296 Satelliten in 42 Ebenen in 610 Kilometern Höhe. Auf 630 Kilometer Höhe sollen dann 1156 Satelliten auf 34 Ebenen herumschwirren. Bis zum 30. Juli 2026 muss sich die Hälfte der Satelliten funktionsbereit im Orbit befinden, lauten die FCC-Vorgaben. Bis zum 30. Juli 2029 müssen dann die restlichen Satelliten in einer Erdumlaufbahn sein.

Amazon konkurriert mit seinem Projekt Kuiper mit Starlink von SpaceX. Beide Unternehmen sehen einen milliardenschweren Markt für Internet via Satellit. SpaceX hat bereits 1660 Satelliten auf eine Erdumlaufbahn gebracht, die seit 2020 testweise in Betrieb sind. Schon jetzt sind aber die negativen Folgen der massenhaften Satelliten zu erkennen, wie Astronomen kritisieren. Sie würden bodengestützte Beobachtungen des Nachthimmels erschweren und teilweise unbrauchbar machen, wie das Beispiel des Kometen Neowise zeigt. Deren Aufnahme war 2020 durch die Starlink-Satelliten, die als wandernde Lichterketten zu erkennen sind, gestört worden.

(olb)