Propellerluftschiff gegen Robohund

Am Rand der Embedded Linux Conference Europe in Edinburgh tummeln sich auch Roboterhund "K-9" und Propellerballon "Yocto Blimp". Bei einem spontanen Rennen unterlag der Ballon - vermutlich aus thermodynamischen Gründen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Anika Kehrer
  • Philip Steffan

Am Rand der Embedded Linux Conference Europe (ELCE) am Donnerstag und Freitag in Edinburgh tummeln sich auch Roboterhund "K-9" und Propellerballon "Yocto Blimp". Als beide ein spontanes Rennen absolvieren, unterlag der Ballon - vermutlich aus thermodynamischen Gründen.

Der Ballon hatte sein Debüt auf der Embedded-Konferenz im vergangenen Jahr, ist aber aus Platzgründen seitdem nicht mehr geflogen, erzählt seine Maintainerin Elisabeth Flanagan in Edinburgh. In der Zwischenzeit gab es eine Reihe Design-Verbesserungen. Die Steuerungselektronik und -software war letztes Jahr schon vorhanden und ist als Projekt eines Praktikanten von Flanagan entstanden. Sie hat den Ballon mittlerweile als Hobby-Projekt übernommen. Im Unterschied zum letzten Jahr sind jetzt zum Beispiel die Arme, an denen die Propeller sitzen (alte Fernsehantennen), um einiges kürzer geworden.

Propellerluftschiff und Robohund (5 Bilder)

"K-9" hört eindeutig besser als "Yocto Blimp": Das Helium im Ballon lässt sich von Umweltbedingungen wie Wärme stören. (Bild: Anika Kehrer)

Vor allem hat Flanagan die Elektronik in ein transparentes Gehäuse verfrachtet: Sie habe in einem Geschäft zwei Stunden lang nach einem geeigneten Objekt gesucht, erzählt sie. Ziel war, das etwa vier mal zehn Zentimeter große Board und alles Übrige unterzukriegen. Am Ende erwies sich eine denkbar simple Hülle als beste Lösung: eine Tennisballdose. Diese Röhre dient nun als Halterung am Bauch des Zeppelin-förmigen Ballons, an dem sie locker befestigt ist und nach beiden Seiten die Propellerarme austreckt.

Der Antriebsmechanismus besteht aus einem Robovero-Board mit ARM-CPU, auf dem ein kleiner Webserver läuft. Der Webserver nimmt Befehle von einem Rechner entgegen, der zu dem Board ad-hoc ein privates Wlan-Netzwerk aufbaut. Die Befehle werden im XML-RPC-Format übertragen. Das Board übersetzt die Bewegungsanweisungen für ESC-Module (Electronic Speed Control), die darauf die Propeller in Gang setzt, die das Ganze in der Luft aufwärts und vorwärts bewegen. Das Gefährt ist mit einem simplen Gegengewicht ausgestattet (in diesem Fall: eine Klebebandrolle an einem Seil), sodass sich der Ballon ohne Antrieb absenken würde. In der vorliegenden Ausstattung trägt der Ballon etwas mehr als ein Kilogramm.

Das knapp drei Kubikmeter füllende Helium im Ballon, berichtet Flanagan, sei ein schwieriges Gas: Es reagiert auf Umgebungsvariablen wie Temperatur und Luftdruck. Das ist laut Flanagan auch der Grund, warum der Ballon in einem spontanen Spaß-Rennen mit einem x86er-Roboterhund sang- und klanglos unterlag: Als sich die Zuschauer versammelten, stieg die Raumtemperatur, erklärt sie. Im Ergebnis erwies sich der Ballon als ziemlich renitent gegenüber den Anweisungen für seine Propeller.

Der Hund hingegen ist ein Abbild des Roboterhundes K-9 aus "Dr. Who", den zum Beispiel auch das gleichnamige Android-Mailprogramm zum Icon erkoren hat. Den Konferenz-Gast in Edinburgh baute der Amerikaner John Hawley in seiner Freizeit, und er ist von seinem Projekt ausgesprochen angetan: Er hat sich mehrere teure Transportboxen angeschafft, deren Innenraum passgenau für die Komponenten mit Schaumstoff gepolstert sind. Außerdem hat er auf der Konferenz gutgelaunt fingerkuppengroße 3D-Drucke des Hundes verteilt.

Die Maschinerie des K-9 entstand seit Juli 2013, der "Körper" eher kurzfristig irgendwann seit September, gibt Hawley an. Die Boards stammen von dem Hersteller Circuitco in Zusammenarbeit mit Intel: Sie arbeiten mit 32-Bit-Atom-Prozessoren. Darauf läuft die Linux-Distribution Angstrom. Dank der x86-Fähigkeiten der Boards kommuniziert die Maschine zum Beispiel ohne weiteres über USB- und Bluetooth-Schnittstellen. Der Preis dafür ist, dass die Boards eher um die 200 US-Dollar kosten, statt der rund 40 Dollar wie etwa bei Pi-Boards, sagte Hawley.

Als Bedienschnittstelle dient ein Xbox-Joystick. Das Gehäuse von K-9 verfügt außerdem über einen Touchscreen, der aber noch nicht bis zur vollen Funktionstüchtigkeit integriert ist: Der Bildschirm versagt unter Umständen schon beim Booten, weil sich das System, wie Hawley achselzuckend vermutet, an unklaren Benutzeraccounts aufhängt.

Beide Projekte entstanden im Umfeld des Yocto-Projekts, eine Art Embedded-Bastel-Projekt unter dem Dach der Linux Foundation. Elisabeth "Pidge" Flanagan arbeitet bei Yocto als Release Managerin. John "Warthog9" Hawley ist von Beruf Software-Entwickler für Dateisysteme bei dem Linux-Distributor Red Hat. (phs)