Protest am Prime Day: Streiks bei Amazon haben begonnen

Amazon feiert seine eigene Rabatt-Aktion mit grafischer Blaskapelle. Mitarbeiter des US-EinzelhÀndlers in Deutschland wollen da nicht mitblasen.
(Bild: Amazon)
"Kein Rabatt auf unsere Einkommen" â unter diesem Motto legen Amazon-Mitarbeiter die Arbeit nieder.
Beim Online-HĂ€ndler Amazon wird nach Angaben der Gewerkschaft Verdi seit dem frĂŒhen Montagmorgen erneut gestreikt. Protestiert wird an den sieben Amazon-Standorten in Werne und Rheinberg in Nordrhein-Westfalen, Leipzig, Graben in Bayern, Koblenz sowie an den zwei Standorten im osthessischen Bad Hersfeld, wie Verdi-Handelsexperte Orhan Akman der dpa sagte. Akman rechnete mit einer guten Beteiligung. Die Kollegen seien "ziemlich verĂ€rgert". Insgesamt hat Amazon in Deutschland zwölf Warenlager an elf Logistikstandorten und beschĂ€ftigt nach eigenen Angaben rund 13.000 Angestellte
Anlass der Arbeitsniederlegungen ist der bis einschlieĂlich Dienstag laufende Aktionstag "Prime Day [1]" mit Sonderangeboten fĂŒr Stammkunden. "WĂ€hrend Amazon mit satten PreisnachlĂ€ssen zur SchnĂ€ppchenjagd blĂ€st, wird den BeschĂ€ftigten eine existenzsichernde tarifliche Bezahlung vorenthalten", kritisiert Akman den US-Konzern [2]. "Die Rabatte lĂ€sst sich Amazon durch Tarifflucht und Niedriglöhne der eigenen BeschĂ€ftigten bezahlen â damit muss Schluss sein."
Verdi sieht Politik und HDE am Zug
Das Unternehmen mĂŒsse die TarifvertrĂ€ge fĂŒr den Einzel- und Versandhandel anerkennen, meint Akman. "Die Löhne und GehĂ€lter bei Amazon dĂŒrfen nicht lĂ€nger nach Gutsherrenart bestimmt werden." Das Geld dafĂŒr sei vorhanden, allein im ersten Quartal dieses Jahres habe Amazon nach eigenen Angaben weltweit einen Rekordgewinn von rund 3,2 Milliarden Euro erzielt.
Verdi kĂ€mpft seit mehr als sechs Jahren um einen Tarifvertrag und Lohnerhöhungen. Die Gewerkschaft fordert zudem, die TarifvertrĂ€ge des Einzelhandels wieder fĂŒr allgemeinverbindlich erklĂ€ren zu lassen, "um die dramatische Erosion der Tarifbindung umzukehren. Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag wĂŒrde dann auch fĂŒr Amazon gelten", meinte Akman. Die Politik und der Einzelhandelsverband HDE seien in der Pflicht, den Weg dafĂŒr freizumachen.
Amazon: Streik ist klein
Ein Amazon-Sprecher hingegen erklĂ€rte am Morgen, nur wenige Mitarbeiter hĂ€tten sich am Streikaufruf beteiligt. Der operative Betrieb laufe ohne EinschrĂ€nkungen. Bereits am Sonntag hatte der Sprecher versichert, dass die Kundenbestellungen rechtzeitig bearbeitet werden, "wie an jedem anderen Tag". Amazon [3] zahle in seinen deutschen Logistikzentren Löhne am oberen Ende dessen, was sonst fĂŒr vergleichbare TĂ€tigkeiten gezahlt werde. In Leipzig beginne es mit mindestens 10,78 Euro die Stunde, nach zwei Jahren liege der Schnitt inklusive Boni und Sonderzahlungen bei monatlich 2275 Euro brutto.
Siehe dazu:
(anw [5])
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[1] https://www.heise.de/news/Amazon-verlaengert-Abokunden-Aktion-Prime-Day-auf-48-Stunden-4454587.html
[2] https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++e0f35fba-a3dc-11e9-a0ca-525400940f89
[3] https://www.heise.de/thema/Amazon
[4] https://www.heise.de/news/25-Jahre-Amazon-Ein-amerikanischer-Online-Traum-4463230.html
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