Prototyp erst 2050 geplant: Mondbasis-Entwurf mit erdähnlicher Schwerkraft

Japanische Forscher haben Entwürfe einer Mondbasis mit erdähnlicher Gravitation vorgestellt. Sie sehen darin den Schlüssel zur erfolgreichen Migration ins All.

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Die konische Anlage wäre knapp 400 Meter hoch.

(Bild: Kajima Corp.)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Kathrin Stoll

Zum Mond zu reisen, ist für uns Menschen schon lange nicht mehr unmöglich. Als langfristiger Lebensraum ist der Erdtrabant allerdings nicht ohne Weiteres geeignet. Japanische Forscher der Universität Kyoto haben in Zusammenarbeit mit dem bekannten Tokioter Bauunternehmen Kajima Corporation eine Mondbasis mit künstlicher Gravitation entworfen. Renderings des konischen, rotierenden Gebildes namens The Glass haben sie am 5. Juli auf einer Konferenz vorgestellt.

Die Wohnanlage mit künstlicher Schwerkraft soll die Lebensbedingungen auf der Erde imitieren. Die knapp 400 Meter hohe Struktur soll sich alle 20 Sekunden einmal vollständig um sich selbst drehen. Mithilfe der Zentrifugalkraft soll dabei ein „normales Schwerkraftniveau“ erreicht werden, an das Menschen gewöhnt sind.

The Glass soll für die atmosphärischen Bedingungen auf dem Mars und dem Mond ausgelegt sein. Weil der Bau von der Anlagen auf Mond und Mars offenbar 100 Jahre dauern soll, erarbeiten die Forscher bereits Modelle weiterer Infrastrukturen mit künstlicher Schwerkraft. Darunter ein Transportsystem für interplanetare Reisen zwischen Mond, Mars und Erde namens Hexagon Space Track System, das bei Langstreckenreisen die normale Schwerkraft aufrechterhalten soll.

Bis 2050 soll immerhin ein kleinerer Prototyp von The Glass auf der Mondoberfläche errichtet werden, wie die Lokalzeitung Asahi Shimbun berichtet.

Die Forscher sind überzeugt, dass eine Umgebung mit erdähnlicher Schwerkraft der Schlüssel zu einer erfolgreichen Ansiedelung auf dem Mond oder dem Mars sei. Ohne Schwerkraft sei es Säugetieren nicht möglich, sich fortzupflanzen und Babys könnten sich ohne Schwerkraft nicht richtig entwickeln. Generell sei man aber Stand heute ziemlich unwissend, wie etwa Kinder sich an einen Zustand von beinaher Schwerelosigkeit anpassen würden. Forschung zum Thema hätte sich bisher weitestgehend auf Erwachsene beschränkt. Studien zufolge kann die Reise durch unterschiedliche Gravitationsfelder zu Knochenschwund, Rückenschmerzen und Nierensteinen führen.

Weil Reisen in den Weltraum langsam immer mehr Menschen zugänglich werden, wollen Forscher weiter untersuchen, wie sich der Aufenthalt in Umgebungen mit Mikrogravitation auf verschiedene menschliche Körper auswirkt.

Die Entwicklung der Wohnanlagen mit künstlicher Schwerkraft bezeichnet Yosuke Yamashiki, Professor an der Universität Kyoto als Wendepunkt der Weltraumforschung. In anderen Ländern würden diese wichtigen Technologien nicht entwickelt, dabei seien sie für die Migration der Menschen in den Weltraum unverzichtbar, sagte er bei der Vorstellung der Entwürfe. Vor Beginn des 22. Jahrhunderts wäre eine Entstehung der Anlagen auf dem Mond und dem Mars allerdings nicht realistisch. Auch, ob das Transportsystem überhaupt umsetzbar sein wird, wird sich dann zeigen.

(kst)