Provider nicht mehr Vertragspartner für DE-Domains

Mit einer Änderung der Vergaberichtlinien für die Vergabe von Domain-Namen in Deutschland soll das DENIC direkter Vertragspartner für Endkunden werden.

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Von
  • Monika Ermert

Mit einer Änderung der Vergaberichtlinien für die Vergabe von Domain-Namen und der Allgemeinen Geschäftsbedingungen soll das DENIC, die Verwaltungstelle für die Länder-Domains in Deutschland, künftig eindeutig zum Vertragspartner der Endkunden werden, die eine Domain mit der Endung .de registrieren. Die ISPs (Internet Service Provider) werden im Domainhandel damit zu einer Art "Handelsvertreter" der DENIC. "Grundsätzlich ändert sich gar nichts, denn auch nach den alten Bedingungen war das so", sagt DENIC-Justiziar Stefan Welzel. Die neuen AGBs und Vergaberichtlinien stellten dieses Verhältnis lediglich klar. Eine Änderung der "wenig schönen" Vertragsbedingungen, die noch aus der Frühzeit der Genossenschaft stammten, sei überfällig gewesen. Das DENIC arbeitet derzeit nach Aussagen des Sprechers noch an der endgültigen Vertragsversion.

Nicht alle Genossenschafter konnte die DENIC-Führung überzeugen, dass sich mit dieser Neuregelung für sie nichts ändert. Die Entscheidung der Generalversammlung in der vergangenen Woche erfolgte mit 53 Ja- und 19 Nein-Stimmen. Das DENIC bewege sich mit dieser Entscheidung in Richtung "Heavy Registry", befürchten die Kritiker. Endkundenbeziehungen sind Geld wert in der Informationsgesellschaft – kein Wunder also, dass einige Provider sich eher eine "Klarstellung" in die andere Richtung (der Internet-Provider ist Vertragspartner der Endkunden) gewünscht hätten. Das DENIC macht andererseits mit einem Stamm von über zwei Millionen Endkunden ihren Anspruch auf einen Spitzenplatz im europäischen und internationalen Domain-Geschäft geltend.

"Wir haben doch nicht gegen Network Solutions gekämpft, um uns dann daheim eine ähnliche Situation zu schaffen", urteilt der Düsseldorfer Service-Provider Siegfried Langenbach. Die Firma Network Solutions war lange Zeit Monopolist für die Registrierung von Top Level Domains, beispielsweise mit der Endung .com. Zusammen mit Uunet gehört Langenbach zu den entschiedensten Kritikern der Vertragsänderung in Deutschland. Schon jetzt sei es für die ISPs oft schwierig, säumige Domain-Schuldner zu belangen. Mit den neuen Vertragsbedingungen würde die Position der ISPs weiter geschwächt: "Die Frage, wozu man die ISPs überhaupt noch braucht, ist da schon berechtigt."

Welche Veränderungen sich für den Endkunden, der eine Domain mit der Endung .de registriert, ergeben, ist noch nicht vollständig klar. "Sicher können die Altkundenverträge nicht ohne weiteres geändert werden", sagt Martin Stuntebeck vom Bereich Datenkommunikation der Deutschen Telekom. Das DENIC werde wohl in der nächsten Zeit Vorschläge für geänderte Kundenverträge an ihre Mitglieder verschicken, die diese dann in ihre Vertragsbedingungen einfügen könnten. "Unser Geschäftmodell, nach dem Domains nur an T-Interconnect-Verträge vergeben werden, macht die Änderung unproblematisch. Als direkte Kunden von DENIC können die Kunden nun noch einfacher den Provider wechseln", schätzt Stuntebeck.

Abzuwarten bleibt auch, ob sich das DENIC durch die direkte Endkundenbeziehung nicht auch einhandelt, was sie bislang immer als "not my job" abgelehnt hat: Die direkte Betreuung der Kunden bei technischen Schwierigkeiten. Warum sollten die ISPs für Kunden, die formal nicht mehr die Ihren sind, diese Dienstleistungen erbringen? "Wir denken, dass das Verhältnis zwischen Provider, Endkunden und DENIC klargestellt wird", sagt DENIC-Sprecher Klaus Herzig. "Es ist so ein bisschen wie beim Auto: Die Nummer gibt es bei der Zulassungsstelle, den TÜV macht die Werkstatt. Kein Kunde würde auf die Idee kommen, sich mit einer technischen Frage an die Zulassungsstelle zu wenden." Auch in Zukunft sollen allerdings Kunden, die ihre Domain direkt beim DENIC und nicht über einen Provider registrieren wollen, durch den vergleichsweise hohen Preis (knapp 230 Mark pro Domain) abgeschreckt werden. (Monika Ermert) (jk)