"Pseudo-Starttermin": Hausärzte kritisieren Kommunikation zum ePA-Start
Der Hausärzteverband kritisiert die mangelnde Transparenz beim ePA-Start. Unklarheiten und Verzögerungen könnten Chaos in den Praxen verursachen.
Der Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Dr. Markus Beier kritisierte gegenüber der Ärztezeitung das Bundesgesundheitsministerium (BMG) für dessen Kommunikation und Planung beim Start der Version 3.0 der elektronischen Patientenakte (ePA), die alle automatisch erhalten, sofern sie nicht widersprechen. Er bezeichnete das Vorgehen des BMG als abenteuerlich. Das Ministerium habe einen "zeitlichen Verzug in der Entwicklungs-Roadmap" eingeräumt, doch "kein Mensch blickt noch durch, wann der Startschuss zu was fällt", so Beier. In der vergangenen Woche gab es viel Diskussion um eine mögliche Verschiebung des bundesweiten Rollouts der elektronischen Patientenakte.
Zwar plane das BMG, dass alle Versicherten wie ursprünglich geplant zum 15. Februar 2025 eine ePA erhalten sollen. Wann die Ärztinnen und Ärzte aber tatsächlich darauf zugreifen und sie befüllen können, sei unklar. Beier kritisierte die Unsicherheit über den konkreten Starttermin für die Praxisteams. Ärzte in Krankenhäusern und Praxen sind mit dem bundesweiten Start verpflichtet, Daten in die ePA hochzuladen, sonst drohen Sanktionen. Der Co-Vorsitzende des Verbands forderte, "den gesamten Start nach hinten zu schieben und das offen und ehrlich zu kommunizieren". Stattdessen werde an einem "Pseudo-Starttermin" festgehalten, obwohl viele Ärztinnen und Ärzte die ePA bis dahin voraussichtlich gar nicht nutzen könnten.
Beier bezeichnete die Kommunikation des BMG in der Ärztezeitung als mehr als befremdlich. Social-Media-Posts, dass Ärztinnen und Ärzte die ePA irgendwann im März nutzen können, seien kein Ersatz für klare Leitplanken für den weiteren Projektverlauf. Der Hausärzteverband befürchtet zudem, dass die Praxisteams auf Zuruf aus dem BMG von einem auf den anderen Tag mit der ePA starten sollen. So könne man kein IT-Projekt für über 70 Millionen Versicherte und hunderttausende Ärztinnen und Ärzte planen, sagte Beier der Ärztezeitung. Die Verantwortlichen seien auf dem besten Weg, den Start in dieses wichtige Projekt komplett zu verstolpern. Bereits in der Vergangenheit hatte Beier vor einem Chaos-Start bei der elektronischen Patientenakte gewarnt.
Ă„rzteverband MEDI fordert "deutliche Verschiebung" des ePA-Starts
Zuvor kritisierte bereits der Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg die Planung des BMG und forderte eine "deutlich längere Testphase" für die ePA. "Spätestens jetzt müsste mittlerweile auch dem BMG endlich klar sein, dass der bundesweite Rollout Mitte Februar nicht eingehalten werden kann", mahnte der MEDI-Vorsitzende Dr. Norbert Smetak. Er verwies auf die fehlende Testumgebung für die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme (PVS) und forderte einen realistischen und transparenten Start der ePA. Es sei verantwortungslos, das "Mega-Projekt" ePA innerhalb weniger Wochen in den Praxen umsetzen zu wollen.
BMG: Bundesweiter ePA-Rollout startet nach erfolgreicher Probezeit
Nachdem in der vergangenen Woche unter anderem der Spiegel über eine angebliche Verschiebung der ePA-Einführung berichtet hatte, hat das BMG klargestellt, dass es am geplanten Start der "elektronischen Patientenakte für alle" in den Modellregionen Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen zum 15. Januar festhält. Allerdings seien die Softwarehersteller nicht mehr verpflichtet, die ePA-Module für Arztpraxen und Krankenhäuser bereits zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen, sondern erst "nach einer erfolgreichen Testphase". Diese soll laut BMG nach "etwa vier Wochen" abgeschlossen sein, so dass Mitte Februar mit dem bundesweiten Rollout begonnen werden kann.
(mack)