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Windows on ARM: Neue Snapdragon X Plus für Notebooks unter 1000 Euro

Qualcomm speckt den Snapdragon X ab, um die Preise von Notebooks mit Copilot+ in dreistellige Bereiche zu drücken.

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Unterseite eines Notebooks mit Snapdragon X Aufkleber

Die Aufkleber der Snapdragon-X-Notebooks.

(Bild: Qualcomm)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian Müssig

Qualcomm bringt drei weitere Notebook-Prozessoren innerhalb der Serie Snapdragon X Plus: Der X1P-66-100 ist eine Zehnkerner mit Turbo, zudem gibt es nun die zwei Achtkerner X1P-46-100 und X1P-42-100. Letzteren dürfte man analog zum Snapdragon X Elite X1E-78-100 recht häufig antreffen, während die anderen beiden wahrscheinlich eher ein Nischendasein fristen werden.

Qualcomm will mit den CPUs in das Preissegment unter 1000 Euro vordringen. Bisherige Notebooks tragen unverbindliche Preisempfehlungen ab 1200 Euro; Händler verkaufen Modelle mit dem bisher günstigsten Prozessor Snapdragon X Plus (X1P-64-100) allerdings ab gut 1000 Euro – ein deutliches Zeichen, dass das Kaufinteresse mäßig ist. Snapdragon-X-Notebooks überzeugen primär mit langen Akkulaufzeiten, die AMD- und Intel-Geräten bislang nicht schaffen. Auch sind sie die einzigen Notebooks, auf denen man bereits die neuen KI-Funktionen von Windows 11 nutzen kann, die Microsoft mit dem Label Copilot+ vermarktet.

Die Voraussetzung dafür, nämlich eine KI-Einheit (Neural Processing Unit, NPU), die mindestens 40 TOPS schafft, erfüllen auf dem Papier zwar auch AMDs Ryzen AI 300 und Intels nagelneuer Core Ultra 200V. Auf Notebooks mit dem neuen Ryzen fanden wir bislang aber keinerlei Windows-KI-Funktionen vor, und solche mit dem nagelneuen Core Ultra 200V kommen erst zum Monatsende in den Handel. Zudem sind sie tendenziell teurer als bisherige Snapdragon-Notebooks.

Selbst beim X1P-42-100 als günstigstes neues Snapdragon-X-Modell fallen die von Qualcomm getroffenen Sparmaßnahmen erträglich aus. Seine acht Oryon-Kerne sind immer noch mehr (und schneller) als alles, was man bis 2020 in Notebooks angetroffen hat. Die integrierte GPU hat zwar nur noch die Hälfte an Ausführungseinheiten, was sie noch unattraktiver für Spieler macht. Doch Gaming war bislang schon mau, sodass sich die Trauer beziehungsweise Praxisauswirkung in Grenzen hält. Für Büroarbeiter wichtige Funktionen wie die Unterstützung von bis zu vier Monitoren sind gleichgeblieben. Das gibt auch für Plattformfunktionen wie die Unterstützung von USB4 und Wi-Fi 7. Und die Hexagon-NPU schafft wie gehabt bis zu 45 TOPS und taugt damit für Copilot+.

Prozessor Kerne / Threads All-Core-Takt / max. Boost GPU NPU Speicher
Snapdragon X Elite
X1E-84-100 12 / 12 3,8 / 4,2 GHz 4,6 TFlops 45 TOPS max. 64 GB LPDDR5X-8448
X1E-80-100 12 / 12 3,4 / 4,0 GHz 3,8 TFlops 45 TOps max. 64 GB LPDDR5X-8448
X1E-78-100 12 / 12 3,4 / - GHz 3,8 TFlops 45 TOPS max. 64 GB LPDDR5X-8448
Snapdragon X Plus
X1P-66-100 10 / 10 3,4 / 4,0 GHz 3,8 TFlops 45 TOps max. 64 GB LPDDR5X-8448
X1P-64-100 10 / 10 3,4 / - GHz 3,8 TFlops 45 TOps max. 64 GB LPDDR5X-8448
X1P-46-100 8 / 8 3,4 / 4,0 GHz 2,1 TFlops 45 TOps max. 64 GB LPDDR5X-8448
X1P-42-100 8 / 8 3,2 / 3,4 GHz 1,7 TFlops 45 TOPS max. 64 GB LPDDR5X-8448

Wir konnten Qualcomms Versprechen bereits an einem ersten Testgerät mit dem neuen Einstiegsmodell überprüfen: Asus hat das Windows-Tablet ProArt PZ13 bereits auf der Computex enthüllt, und es soll kurz nach dem nun erfolgten Startschuss für die CPU auch hierzulande zu haben sein. Wenig verwunderlich schafft der X1P-42-100 im Render-Benchmark Cinebench 2024 wie auch im Geekbench 6.3 dieselben Singlethreading-Ergebnisse wie bisherige Snapdragons ohne Turbo (X1P-64-100, X1E-78-100) und plus/minus ein Drittel der Multithreading-Leistung der Zwölfkerner. Die GPU war nicht nur wie erwartet langsamer, sondern verweigerte auch den 3DMark-Untertest Solar Bay mit dem Hinweis, dass kein Raytracing unterstützt werde. Unsere Nachfrage, ob das Feature tatsächlich weggefallen ist oder wir einen Treiberfehler aufgesessen sind, hat Qualcomm bislang nicht beantwortet. Erste Messungen der Akkulaufzeit deuten im Optimalfall auf mehr als 24 Stunden hin. Einen ausführlichen Test des ProArt PZ13 werden wir zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen.

Mit dem CPU-Neuzugang sollen deutlich günstigere Gerätepreise als bisher anzutreffen sein. Qualcomm-CEO hat schon auf der Computex Gerätepreise ab 700 US-Dollar in Aussicht gestellt, doch mit einkalkulierten Wechselkursschwankungen sowie den hierzulande in Preisangeben üblicherweise inbegriffenen Steuern würden wir uns wundern, wenn die in den nächsten Tagen anstehenden Geräte Herstellerpreisempfehlungen von deutlich unter 900 Euro hätten. Spannend werden die realen Händlerpreise. Wir erwarten Notebooks von allen Herstellern, die bislang schon auf den Snapdragon-Zug aufgesprungen sind – und vielleicht kommen noch weitere hinzu.

Logo-Parade: Je nach Kernanzahl ändert sich das Logo, das man auf der Handballenablage eines Snapdragon-X-Notebooks vorfindet.

(Bild: Qualcomm)

Künftige Tests müssen klären, ob die günstigen Snapdragon-Notebooks ebenfalls sowohl effiziente Komponenten als auch Firmwarepflege mitbringen, um wie die teureren Geschwister besonders lange Akkulauzeiten zu schaffen. Das oben erwähnte ProArt PZ13 ist in dieser Hinsicht kein Indikator: Es soll satte 1500 Euro kosten, was dann eben auch viel mehr Spielraum für teurere Komponenten lässt, etwa hinsichtlich eines energieeffizienten Bildschirms. Fest steht hingegen, dass die Snapdragon-Welt absehbar der günstigste Einstieg in die Welt der Notebooks mit starken NPUs beziehungsweise Copilot+ ist: Alle Notebooks mit AMDs Ryzen AI 300 und Intels Core Ultra 200V kosten vierstellig. Und zwar nicht nur knapp über der 1000er-Marke, sondern gerne auch mal mehr als 2000 Euro.

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(mue)