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RFC aktualisiert Quell- und Zieladresswahl für Dualstack-Systeme

Reiko Kaps

Das neue RFC 6724 beschreibt zwei Algorithmen, über die sich entweder die Quell- oder die Ziel-Adresse für Verbindungen in Dualstack tauglichen IP-Netzen auswählen lassen. Es ersetzt das aus dem Jahr 2003 stammende RFC 3484 .

Das gerade veröffentlichte RFC 6724 [1] beschreibt zwei Algorithmen, über die sich entweder die Quell- oder die Ziel-Adresse für Verbindungen in Dualstack [2]-tauglichen IP-Netzen auswählen lassen. Laut den Autoren beschreiben sie ein Standardverfahren für alle IPv6-Implementierungen, sie sollen hingegen nicht die Adresswahl von Anwendungen oder anderer auf höheren Netzwerkschichten angesiedelten Protokolle überschreiben oder gar ersetzen (Happy Eyeballs [3]). RFC 6724 ersetzt das aus dem Jahr 2003 stammende RFC 3484 [4].

Dieser allgemeine Kontext helfe etwa Administratoren eigene Regel aufzustellen, die diese Vorgaben bei Bedarf überschreiben oder ergänzen: Abhängig von der Quelladresse kann der Destination-Address-Selection-Algorithmus in Dualstack-Netzen sowohl IPv4- als auch IPv6-Adressen auswählen – er kann dabei IPv6 vor IPv4 bevorzugen oder umgekehrt.

Mit IPv6 lassen sich einem Netzwerk-Interface mehrere Unicast-Adressen zuweisen, die das Protokoll etwa nach ihrer Gültigkeit (Scopes, RFC 4291 [5]) einordnet. Solche Scope beziehen sich etwa auf die direkte Verbindung (link-lokal) oder das gesamte Internet (global). Des Weiteren markiert IPv6 Adressen als bevorzugt (preferred) oder veraltet (deprecated) und erzeugt über die in RFC 4941 [6] definierten Privacy Extensions for Stateless Address Autoconfiguration in IPv6 "öffentliche" und "temporäre" Adressen. Zusätzlich kann ein IPv6-Knoten in mehreren Netzen arbeiten (VPN, mehrere Internetzugänge etc.), sodass er beispielsweise mehrere Netzwerk-Präfixe besitzt.

Während eines Verbindungsaufbaus stehen IPv6-Knoten daher oft vor dem Problem, welche der Adressen sie für die aktuelle Verbindung wählen sollen – was Standardverfahren zur Adresswahl auf allen IPv6-Geräten nötig macht, schreiben die RFC-Autoren weiter. Diese Algorithmen gegen allerdings über simple Vorzugsregelungen hinaus: Während ein Netzwerknoten mit einer global-gültigen IPv6-Adresse und einer etwa per APIPA ermittelten IPv4-Adresse die Verbindung über IPv6 aufbauen sollte, müsse die Wahl bei einem Netzwerk-Host mit einer link-lokalen IPv6-Adresse und einer globalen IPv4-Adresse auf IPv4 fallen.

Die im RFC beschrieben Algorithmen definieren daher Regel, in welcher Reihenfolge Adressen ausgewählt werden sollen. Bei der Wahl der Quelladresse nutzt das Verfahren die am Netzwerk-Interface aktiven Adressen, bei der Zieladressauswahl die über das DNS ermittelten. (rek [7])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1704466

Links in diesem Artikel:
[1] https://tools.ietf.org/html/rfc6724
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/IPv6#Dual-Stack
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Happy_Eyeballs
[4] http://www.heise.de/netze/rfc/rfcs/rfc3484.shtml
[5] http://www.heise.de/netze/rfc/rfcs/rfc4291.shtml
[6] http://www.heise.de/netze/rfc/rfcs/rfc4941.shtml
[7] mailto:rek@ct.de