Mini-ITX-Mainboard mit flotter ARM-CPU und PCIe 4.0
Ein bezahlbares Board mit flottem ARM-Prozessor, das künftig Vanilla-Linux per UEFI starten kann. Obendrein passt das Orion O6 in PC-Gehäuse.

(Bild: Radxa)
Der chinesische Hersteller Radxa verkauft ein recht exotisches Mini-ITX-Mainboard: Das Orion O6 kommt mit einem aufgelöteten ARM-Prozessor und soll in Zukunft anders als viele andere ARM-Einplatinencomputer zahlreiche Linux-Distributionen per UEFI booten können. Obendrein gibt es reichlich Anschlüsse und PCI Express 4.0.
Das HerzstĂĽck des Radxa Orion O6 bildet der ARM-Prozessor CD8180 der ebenfalls chinesischen Firma CIX Tech. Er integriert insgesamt 12 CPU-Kerne nach aktueller ARMv9.2-Spezifikationen: vier Cortex-A720 mit 2,8 GHz Taktfrequenz, vier weitere komprimierte Cortex-A720 mit 2,4 GHz und vier kleine Cortex-A520 mit 1,8 GHz. Zum Vergleich: Der Raspberry Pi 5 verwendet vier deutlich langsamere Cortex-A76.
Dazu gesellt sich eine moderne GPU vom Typ Immortalis-G720 mit zehn Shader-Clustern. Sie beschleunigt auf Wunsch Raytracing-Effekte, schafft damit aber keine flĂĽssigen Bildraten in aufwendigen Spielen. Eine KI-Einheit (Neural Processing Unit, NPU) ist ebenfalls dabei; sie schafft 30 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde (30 TOPS).
Der Prozessor weist eine Thermal Design Power (TDP) von 30 Watt auf, benötigt also dringend einen CPU-Kühler. 8 bis 64 GByte LPDDR5-5500-RAM sind direkt auf das Mainboard gelötet und nicht erweiterbar.
Spannend: Auf der Platine ist explizit "ARM China" aufgedruckt. Zwischen der Mutterfirma ARM und der chinesischen Tochter herrscht seit Jahren Zwist, offenbar hat ARM China aber immer noch Zugriff auf aktuelle Spezifikationen. Der taiwanische Chipauftragsfertiger TSMC produziert den Prozessor mit 6-Nanometer-Technik.
DT-Boot, ACPI folgt
CIX stellt zum Booten bisher einen Open Firmware Device Tree (DT) bereit, das angepasste Linux-Images erfordert – solche stellt Radxa auf Debian- und Fedora-Basis bereit. Ähnlich geht Qualcomm mit seinen Snapdragon X Elite vor. Eine Option mit Advanced Configuration and Power Interface (ACPI) soll laut einem Radxa-Mitarbeiter folgen. Damit soll künftig UEFI-Boot für beliebige Linux-Distributionen und Windows on ARM funktionieren.
Das Orion O6 verwendet allerlei Zusatzcontroller für seine Anschlussvielfalt. Mit dabei sind zweimal 5-Gbit/s-Ethernet, HDMI 2.0, Displayport 1.4 und je zweimal USB 3.2 Gen 1 Typ A (5 Gbit/s, früher USB 3.0 genannt), USB 2.0 Typ A und USB 3.2 Gen 1 Typ C. Über eine der beiden C-Buchsen läuft ein Displayport-Signal zum Anschluss eines Monitors. Beide beherrschen USB Power Delivery.
Alternativ zum Standard-ATX-Stromanschluss lässt sich das Mainboard per USB-Strom betreiben. Radxa empfiehlt dafür ein Netzteil mit 20 Volt bei 3 Ampere, also mindestens 60 Watt.
Radxa Orion O6 (3 Bilder)

Radxa
)Der PCI-Express-x16-Anschluss ist mit acht PCIe-4.0-Lanes angebunden. Theoretisch laufen damit sogar Grafikkarten. Ein M.2-M-Key-Steckplatz spricht eine SSD ĂĽber vier PCIe-4.0-Lanes an. Zudem gibt es einen M.2-E-Key-Anschluss (PCIe 4.0 x2), etwa fĂĽr ein WLAN-Modul.
Das Orion O6 passt in alle PC-Gehäuse, das Mini-ITX-Mainboards aufnimmt. Verfügbar ist die Platine in China über Arace und Aliexpress. Die Preise reichen von 209 Euro für die 8-GByte-Version bis 455 Euro für die Variante mit 64 GByte. Mit dabei sind stets ein rudimentäres Acrylglas-Gehäuse und ein simpler CPU-Kühler. Für 39 Euro gibt es ein Aluminiumgehäuse samt Kühler mit Radiallüfter.
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(mma)