Rätselhafte Phishing-Angriffe auf Buchbranche: Verdächtiger festgenommen

Ein Mann soll mit immensem Aufwand jahrelang Manuskripte von Büchern erbeutet haben. Es sei ihm darum gegangen, "Ideen zu stehlen". Nun wurde er verhaftet.

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(Bild: jakkaje879/Shutterstock.com)

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In den USA steht offenbar eine rätselhafte Angriffsserie auf die Buchbranche vor der Aufklärung. Bei seiner Einreise in die USA ist am Mittwoch ein 29-jähriger Brite aus London festgenommen worden, der für das Verlagshaus Simon & Schuster arbeitet und für die aufwendigen Phishing-Angriffe verantwortlich sein soll. Über einen Zeitraum von fünf Jahren soll er dadurch an Hunderte unveröffentlichte Buchmanuskripte gelangt sein, erklärt das US-Justizministerium. Sein Ziel sei es gewesen,"literarische Ideen zu stehlen, aber letztendlich war er nicht kreativ genug, um damit durchzukommen". Sein Arbeitgeber zeigt sich "schockiert und entsetzt", zitiert die New York Times.

Details über die Angriffe waren Ende 2020 öffentlich geworden, damals hatte die New York Times berichtet, dass die Buchbranche vor einem Rätsel stünde. Unbekannten gelinge es mit äußerst gut gemachten, falschen E-Mails und immensem Aufwand, an Manuskripte von unveröffentlichten Büchern kommen. Die E-Mails hätten täuschend echt ausgesehen und schienen etwa von einem Lektor zu kommen. Auch Fachbegriffe und Abkürzungen aus der Branche seien in den Texten enthalten und würden die Täuschung damit komplettieren.

In der Mitteilung des US-Justizministeriums heißt es nun, dass der Verdächtige mehr als 160 Internetdomains registriert haben soll, die gezielt darauf angelegt worden seien, mit echten verwechselt zu werden – beispielsweise "penguinrandornhouse.com" statt "penguinrandomhouse.com". Die seien dann für die Mails verwendet worden. Teilweise habe er auch komplette Kopien von Internetseiten erstellt, Zielpersonen darauf verwiesen und Logininformationen abgegriffen.

Der New York Times zufolge waren von den Angriffen weltbekannte Autoren und Autorinnen wie Margaret Atwood und Ethan Hawke genauso betroffen wie solche, die noch gar kein Werk veröffentlicht hatten. Keines der Werke schien im Darknet zu landen, für Titel unbekannter Autoren und Autorinnen schien gar kein finanzieller Wert vorstellbar. Spekuliert worden war darüber, dass es um mit den Werken verbundenen Informationen gegangen war – beispielsweise weil mit dem Verkauf von Rechten für Verfilmungen viel Geld zu verdienen ist.

Den Strafverfolgungsbehörden zufolge war das aber offenbar nicht das Motiv. Angesichts des immensen Aufwands, den der Verdächtige über Jahre betrieben zu haben scheint, bleiben an dem Erklärungsversuch "Diebstahl von literarischen Ideen" aber Zweifel. Dem Mann drohen nun jahrelange Gefängnisstrafen, sollten die Vorwürfe von Post und Telekommunikationsbetrug sowie schwerem Identitätsdiebstahl bewiesen werden.

(mho)