Rätselhafte Signale: Smartphones sollen für Astronomen nach Radioblitzen suchen

Seit Jahren rätseln Astronomen über die sogenannten Fast Radio Bursts – kurze Radioblitze, die bei bislang ungeklärten Ereignissen erzeugt werden. Nun schlagen Forscher vor, Smartphones in aller Welt nach Radioblitzen aus der Milchstraße suchen zu lassen.

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Rätselhafte Signale: Smartphones sollen für Astronomen Radioblitze suchen

Eine künstlerische Darstellung eines kurzen Radioblitzes, der in verschiedenen Wellenlängen mit leichter Verzögerung die Erde erreicht.

(Bild: Jingchuan Yu, Beijing Planetarium / NRAO)

Lesezeit: 3 Min.

Zwei Astrophysiker wollen mithilfe von Smartphones oder günstigen Software Defined Radios (SDR) nach mysteriösen Radioblitzen in der Milchstraße suchen. Wie das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics erläutert, schlagen Dan Maoz und Avi Loeb vor, die immense Zahl der weltweiten Smartphones zu nutzen, um herauszufinden, ob es auch in unserer astronomischen Nachbarschaft eine Quelle des rätselhaften Phänomens gibt. Die Geräte seien dafür geeignet, da sie in den richtigen Frequenzen empfangen und über einen Computer zur Signalauswertung verfügen. Vorstellbar sei etwa eine App ähnlich zu anderen Citizen-Science-Projekten.

Die kurzen Radioblitze beziehungsweise Fast Radio Bursts (FRB) sind erst seit wenigen Jahren bekannt und bislang konnten nicht einmal zwei Dutzend davon beobachtet werden. Nur bei einem einzigen konnte die Quelle lokalisiert werden – eine rund drei Milliarden Lichtjahre entfernte Zwerggalaxie. Die anderen scheinen von weit entfernten Galaxien zu kommen, aber es spreche nichts dagegen, dass von Zeit zu Zeit auch ein Radioblitz in der Milchstraße aufflackert. Der wäre so stark, dass ein globales Netzwerk aus Smartphones oder kleinen Radioempfängern ihn registrieren würde, sind die Forscher überzeugt.

Ein FRB erzeuge einen kurzen Radiopuls, der mit einem typischen Smartphone empfangen werden können, erklären sie. Gesteuert durch eine eigens dafür programmierte App könnten die durchgehend in der richtige Frequenz lauschen und ein registriertes Ereignis mit der dank GPS aufgezeichneten Ortsangabe an die Forscher weitergeben. Wenn Geräte auf aller Welt daran beteiligt sind, könne durch Triangulation die Herkunft des Radioblitzes ermittelt und die Himmelsregion genauer erforscht werden. Dafür müssten die Geräte aber dauerhaft im Empfangsmodus bleiben, das GPS aktiviert haben – und auch dann ist unklar, ob die Zeitangaben genau genug sind für die Triangulation. Alternativ könnte ein globales SDR-Netz zum Einsatz kommen, das dank der günstigen Preise für die einzelnen Geräte nicht teuer wäre.

Einschränkend kommen die beiden Forscher anhand der bisherigen Beobachtungen aber auch zu dem Schluss, dass ein kurzer Radioblitz lediglich einmal alle 30 bis 1500 Jahre in der Milchstraße entstehen dürfte. Aber es sei bekannt, dass manche Radioblitze mehrmals aufflackern, möglicherweise über Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Es bestehe also die Möglichkeit, dass in der Milchstraße aktuell einer aktiv sei, was einem solchen Projekt jährliche oder sogar wöchentliche Erfolge versprechen würde. Für die Erforschung des rätselhaften Phänomens, dessen Ursprung noch völlig unklar ist, wäre das ein Meilenstein. (mho)