Rätselhafte Strahlungsausbrüche etwa alle 1000 Jahre: Gefahr für moderne Technik

Unregelmäßig, aber wiederholt, wurde die Erde von mysteriösen Strahlungsausbrüchen getroffen. Die Ursache ist unklar, aber eine Wiederholung wäre verheerend.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 249 Kommentare lesen

(Bild: The University of Queensland)

Lesezeit: 3 Min.

Ungefähr einmal alle eintausend Jahre haben mysteriöse und potenziell verheerende astrophysikalische Ereignisse Spuren in Baumringen überall auf der Erde hinterlassen. Das haben australische Forscher ermittelt, die nun warnen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich so etwas im nächsten Jahrzehnt wiederholt, über ein Prozent betrage.

"Die Folgen für die globale Infrastruktur wären unvorstellbar", warnt der Physiker Benjamin Pope von der Universität Queensland. Moderne Technologie wie Satelliten, Internetkabel, Stromleitungen und Transformatoren würden zerstört werden. Gleichzeitig ist aber weiterhin unklar, worum es sich bei den Ereignissen, dessen Spuren er und sein Team erforscht hat, überhaupt gehandelt hat. Das letzte ist über 1200 Jahre her.

Analysiert hat das Forschungsteam die sogenannten Miyake-Ereignisse, benannt nach dem Entdecker der ersten immensen Anreicherung des Kohlenstoffisotops C-14 in den Jahresringen von Bäumen. Das entsteht, wenn Strahlung auf die Erdatmosphäre trifft. Um das Jahr 774 wurden demnach plötzlich Unmengen davon produziert, als eine immense Strahlungsmenge die Erde getroffen hat. Gleichzeitig gibt es bislang so gut wie keine Hinweise darauf, dass das Ereignis auch für die Menschen damals sichtbar war. Möglicherweise war ein immenser Gammastrahlenblitz die Ursache. Inzwischen sind anhand von Baumringen weitere Miyake-Ereignisse gefunden worden. Vergleichbares hat sich demnach um 7176 vor unserer Zeit, 5410 v. u. Z., 5259 v. u. Z., 663 v. u. Z. und um 993 ereignet.

Bislang würden Sonnenausbrüche für die wahrscheinlichste Erklärung gehalten, schreibt Pope. Die neue Analyse würde daran aber Zweifel wecken. Ihre Arbeit habe keinen konsistenten Zusammenhang zum Sonnenzyklus ergeben, außerdem würden verschiedene Charakteristiken gegen eine astrophysikalische – aber auch gegen eine geophysikalische – Erklärung sprechen. Während einige wohl nur von kurzer Dauer waren, hätten andere Jahre gedauert. Umso wichtiger sei es, herauszufinden, was genau den jeweils immensen Anstieg von C-14 verursacht hat. Dass wir weiterhin nicht wissen, worum es sich handelt und solch ein Ereignis deswegen auch nicht vorhersagen können, sei "sehr verstörend". Insgesamt seien die Funde äußerst alarmierend, weitere Forschung sei dringend nötig.

Aus der jetzt in den Proceedings of the Royal Society A veröffentlichten Forschungsarbeit geht hervor, dass sich das Ereignis zur Lebenszeit Karls des Großen zwei Jahre vor einem Sonnenmaximum ereignet hat, die beiden im 6. Jahrtausend vor unserer Zeit dagegen zu einem Minimum. Anders als bei früheren Studien hat das Team keine ausreichenden Hinweise darauf gefunden, dass die Stärke des Anstiegs von C-14 vom Breitengrad abhängt. Noch halten sie es für möglich, dass sich der Befund eines teilweise länger anhaltenden Strahlungsausbruchs durch biologische oder atmosphärische Prozesse erklären lasse. Sollte er sich aber bestätigen, dürften zumindest einige Spuren nicht auf eine Explosion im All zurückzuführen sein, sondern eher eine Art Sturm.

(mho)