"Rainbow Six Extraction" angespielt: Ein vollwertiger Ableger?

"Rainbow Six Extraction" entfernt sich weiter von seinen Wurzeln. Entsteht beim Vorantasten im Koop trotzdem taktische Spannung?

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(Bild: Ubisoft)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das war knapp! Müsste ich meine ersten Stunden in "Rainbow Six Extraction" in einem Satz zusammenfassen, wäre diese Phrase aus unserem Voice-Chat vermutlich die treffendste Wahl. Immer wieder kommt es in Ubisofts Koop-Shooter zu brenzligen Rettungsmissionen, bei denen der letzte Spieler mit nur noch einem Lebenspunkt durch Schleim und Parasitennester watet. Bereits in "Rainbow Six Siege" gingen Dreierteams in einem zeitlich begrenzten Event auf die Jagd nach mutierten Menschen und glitschigen Wucherungen.

Der eigenständige Shooter "Rainbow Six Extraction" baut auf diesem Prinzip auf. An Orten wie New York, San Francisco und Alaska gab es weitere Mutationsausbrüche, die nicht nur bekämpft, sondern auch erforscht werden müssen. Beim Anschleichen werden Proben genommen, Überwachungssender in Nester injiziert, Sprengladungen verteidigt oder ein aufgebrachter "Archaeon" in eine Falle gelockt. Neben höheren Schwierigkeitsgraden sorgen auch Bosskämpfe gegen härtere Brocken für Herausforderung. Später wartet der längere Endgame-Modus "Malstrom-Protokoll" auf frische Opfer.

"Rainbow Six Extraction" angespielt (5 Bilder)

Auch wenn es hier so aussieht: Gruselig wird es in "Rainbow Six Extraction" nicht wirklich. (Bild: heise onlin heise online)

Die kitschig inszenierten Zwischensequenzen im REACT-Hauptquartier spielen dabei kaum eine Rolle. Ubisofts Montreal-Studio liefert aber eine vielfältige Aufgabenmischung ab. Zwischen behutsamen Infiltrationen und dem Ansturm der Horde ergibt sich ein angenehmer Rhythmus mit ständiger Absprache zur Ressourcenaufteilung. Es zahlt sich aus, nicht gedankenlos loszustürmen: Alarmierte "Archaeen" rufen schließlich schnell Unterstützung herbei. Die verschiedenen Gegnertypen stürmen geschickter aus der Deckung, als man das von einem praktisch hirntoten Wesen mit Parasitenbefall erwarten würde. Als gute Idee erweisen sich die drei Phasen pro Durchgang: Entscheidet sich das angeschlagene Team, auf Nummer Sicher zu gehen, kann es sich schon zwischendurch extrahieren lassen. Schön auch, dass ein zu Boden gegangener Spieler von seinen Partnern zur Evakuierung geschleppt werden kann.

Auch angeschlagene Krieger werden erst einmal auf der Krankenstation aufgepäppelt. All das bringt eine gewisse Ernsthaftigkeit ins Spiel, da ich mich bei Fehltritten tatsächlich für meine Mitspielerinnen und Mitspieler verantwortlich fühle. Bots gibt es übrigens nicht. Wer möchte, darf aber alleine oder mit nur einem Online-Partner losziehen, was Verteidigungen gegen den Mutanten-Ansturm kniffliger gestaltet.

Vor dem offiziellen Launch-Tag gab es in der Spielervermittlung noch keine Fremden, mit zwei Freunden im Crossplay lief es aber einwandfrei. Gespielt wurde jeweils auf einem PC, einer PlayStation 4 sowie einer PlayStation 5. Der Fortschritt wird übrigens systemübergreifend gespeichert. Schade, dass viel davon mit faden Herausforderungen wie speziellen Kills oder Scan-Vorgängen verdient werden muss.

Trotz der Abwechslung im Bereich der Aufgaben kommt schnell das Gefühl auf, den Großteil des Spiels schon gesehen zu haben. Die verwinkelten Hallen und Büros ähneln sich einfach zu stark. Außerdem sind die zwölf Levels zu gut beleuchtet, um Horror-Stimmung wie in "GTFO" aufkommen zu lassen. In einem geräumigen Silo oder den Höfen Alaskas wird es immerhin etwas weitläufiger. Auch dort mangelt es aber an offenen Panoramen oder charakteristischen Sehenswürdigkeiten. Hinzu kommt die zwar stets flüssige, aber spürbar angestaubte Kulisse mit dezent unscharfen Texturen. Sie kann lediglich im Bereich dynamischer Zerstörung punkten. Ähnlich wie in "Rainbow Six Siege" ergibt es Sinn, Gegner hinter zersplitternden Holzwänden zu erlegen oder Schlupflöcher mit mobilen Wänden zu verbarrikadieren.

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Um durch die Wand zu spicken oder getarnte Gegner offenzulegen, kann die REACT-Einheit eine ganze Reihe praktischer Gadgets erforschen, darunter eine rollende Drohne oder eine Art Wallhack-Mine. Freigespielte Sturmgewehre oder kleine Zweitwaffen lassen sich ebenfalls ein wenig mit Aufsätzen anpassen. Schade nur, dass selbst Flinten ohne Schalldämpfer so kraftlos klingen. Der unvermeidliche Kosmetik-Klimbim ist natürlich ebenfalls mit von der Partie. Der Store mit Echtgeld-Extras drängt sich aber lange nicht so penetrant in den Vordergrund wie anderswo. Nach dem Start plant Ubisoft kostenlose Spielvarianten, wöchentliche Missionen sowie gelegentliche Neuerungen im Endgame-Modus.

In "Rainbow Six Extraction" gibt es viele spannende Momente, die durch das dynamische Gameplay geprägt werden. Dafür sorgen drei Missionsphasen mit viel Entscheidungsfreiheit, spürbare Konsequenzen sowie schön umgesetzte Rettungseinsätze. Das Vorantasten durch ziemlich ähnliche Gänge nutzt sich trotzdem schnell ab, zumal die angestaubte Kulisse den Bombast anderer Ubisoft-Reihen vermissen lässt. Ich bin skeptisch, ob solch eine Mischung auch Spieler abseits der Fangemeinde von "Rainbow Six Siege" dauerhaft für sich gewinnen kann.

"Rainbow Six Extraction" erscheint am 20. Januar 2022 für Windows, PS4/5, Xbox One/Series sowie im Game Pass. Es kostet ca. 40 € (inkusive zwei zweiwöchiger Testversionen für Freunde). USK ab 16. Für unser Angespielt sind wir am PC durch den Schleim gewatet.

(dahe)