Raspberry-Pi-Konkurrent mit RISC-V-Chip ab 65 Euro

Die chinesische Firma StarFive verkauft den VisionFive 2 via Kickstarter. Die 4-GByte-Version für rund 78 Euro soll ab November geliefert werden.

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StarFive VisionFive 2 mit RISC-V-Chip JH7110

(Bild: StarFive/Kickstarter)

Update
Lesezeit: 3 Min.

Mit dem StarFive JH7110 ist ein erster bezahlbarer RISC-V-Chip lieferbar, der es von der Papierform her mit einem Raspberry-Pi-Prozessor aufnehmen kann. Das Entwicklerboard StarFive VisionFive 2 ist mit dem JH7110 bestückt, die ersten Exemplare mit 4 GByte LPDDR4-RAM sollen im November ausgeliefert werden.

Der StarFive JH7110 ist deutlich stärker als sein Vorgänger JH7100 und hat eine GPU von Imagination Technology. Laut StarFive liefert der Grafikprozessor Imgtec BXE-4-32 deutlich mehr 3D-Performance als die VideoCore-GPU des Raspberry-Pi-4-SoC Broadcom BCM2711.

Die vier RV64GC-Kerne vom Typ SiFive U74 wiederum sollen nur wenig schwächer sein als die vier ARM-Cortex-A72-Kerne des Raspi 4.

StarFive verkauft bereits das teurere Board VisionFive V1 mit dem schwächeren JH7100. Nun hat StarFive eine Kickstarter-Kampagne gestartet, um das VisionFive 2 zu verkaufen.

Ursprünglich hatte BeagleBoard.org geplant, ein ähnliches Board mit dem JH7100 und später wohl auch mit dem JH7110 auf den Markt zu bringen. Diese Pläne wurden aber abgesagt und aus dem BeagleV wurde das StarFive VisionFive V1. Dafür gibt es auch bereits eine angepasste Ubuntu-Version. Für das VisionFive 2 empfiehlt StarFive derzeit hingegen Fedora oder Debian.

Die RISC-V-Kerne des StarFive JH7110 rechnen angeblich ähnlich schnell wie die ARM-Cortex-A72-Kerne des Raspberry Pi 4.

(Bild: StarFive/Kickstarter)

Das StarFive VisionFive V1 gibt es wahlweise mit 2, 4 oder 8 GByte LPDDR4-RAM; die Versionen mit 2 oder 8 GByte will StarFive aber erst ab Februar 2023 liefern. Die regulären Preise ohne Mehrwertsteuer und Versandkosten betragen 55, 65 oder 85 US-Dollar.

Anders als beim Raspi ist kein WLAN- und Bluetooth-Adapter an Bord; der lässt sich aber per USB oder im M.2-Steckplatz an der Unterseite des Boards nachrüsten. Wie die M.2-Fassung genau beschaltet ist, verrät StarFive bisher nicht.

Das Board hat zwei Gigabit-Ethernet-Buchsen; in der ersten Kickstarter-Serie "Super Early Bird" beherrscht eine davon aber nur Fast Ethernet.

Ansonsten gibt es vier USB-A-Buchsen, je zwei mit USB 2.0 und USB 3.0 (alias USB 3.2 Gen 1). Eine USB-C-Buchse dient der Stromversorgung mit 5 Volt; das Netzteil sollte mit 3 Ampere belastbar sein. Eine Klinkenbuchse liefert analoge Stereo-Audiosignale.

Die HDMI-Buchse soll Displays bis zur 4K-Auflösung anbinden, dann mit maximal 30 Hertz. Für Kamera- und Displaymodule gibt es Anschlüsse nach MIPI CSI und DSI. Im Grafikprozessor sind mehrere Videodecoder und -encoder eingebaut, etwa für H.264 und H.265. Wie es mit den dafür nötigen Linux-Treibern aussieht, ist unklar. Imagination arbeitet jedoch an offenen GPU-Treibern.

[Update:] StarFive wurde wie die ebenfalls chinesische Firma LeapFive, das US-Unternehmen ExaLeap und das koreanische Unternehmen SemiFive unter Beteiligung der Firma SiFive gegründet.

(ciw)