Rechteverwerter senken Abgaben für kleine US-Webcaster

Im Streit um Urheberrechtsabgaben für Internetradios sehen sich die Webcaster auch von jetzt angebotenen niedrigeren Tarifen existenziell bedroht.

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Seit Anfang März fürchten US-amerikanische Internetradios um ihre Existenz. Eine Entscheidung des Copyright Royalty Board (CRB) führt zu einer rückwirkenden Vervielfachung der Urheberrechtsabgaben, die für einige Anbieter über ihren Einnahmen liegen. Auch eine Sonderregelung für kleine Webcaster ist weggefallen. Die Verwertungsgesellschaft SoundExchange (SX) hat nun die freiwillige Wiedereinführung befristeter niedrigerer Tarife für kleine Webradios in Aussicht gestellt. Die Webcaster sind davon allerdings nicht angetan.

SX bezeichnet die Entscheidung des CRB zwar als "fair und vernünftig", bietet aber trotzdem bis 2010 niedrigere Preise an. Musiker und der Kongress seien sich einig, dass kleinere Anbieter mehr Zeit zur Entwicklung bräuchten, erklärte SX-Direktor John Simson. Der für Internet und Urheberrechte zuständige Parlaments-Unterausschuss hatte SX dazu aufgefordert, Verhandlungen mit kleinen kommerziellen und nichtkommerziellen Webcastern aufzunehmen, um deren Fortbestand zu sichern. Der Kongress habe klargemacht, dass er diese Linie zumindest für die nächsten Jahre verfolgen wolle, erklärte Simson. "Wir sehen es so, dass Künstler und Labels damit ihren Teil dazu beitragen, kleinen Anbietern zu einer stärkeren Position zu verhelfen."

Das neue Angebot gilt bis 2010 und stellt statt auf Gebühren pro Song und Hörer auf Umsatzbeteiligungen ab. Kleine Netzradios sollen zehn Prozent ihrer Jahresumsätze bis 250.000 US-Dollar (etwa 186.000 Euro) und zwölf Prozent der darüberliegenden Einnahmen abliefern. Im Gegensatz zur früheren gesetzlichen Regelung soll es aber nicht nur ein Umsatzlimit, über dem der Sondertarif nicht mehr zur Anwendung gelangt, geben, sondern zusätzlich eine maximale Hörerzahl. Die Höhe dieser Grenzen sei noch Gegenstand von Verhandlungen, so SX.

Kritiker sehen in dem Vorschlag keine Subvention, sondern eine Reaktion auf die vom CRB viel zu hoch angesetzten Preise. Diese würden die meisten Webcaster in den Bankrott treiben. Für SX sei es daher besser, zehn bis zwölf Prozent der Umsätze zu kassieren, als von insolventen Betreibern gar nichts zu bekommen. Außerdem, so die Kritik der Webradio-Branche, möchte SX die Verabschiedung eines neuen Gesetzes abwenden. Als Reaktion auf die vom CRB festgelegten Tarife haben nämlich Abgeordnete beider Parteien einen gemeinsamen Antrag auf einen Internet Radio Equality Act (Internetradio-Gleichheits-Gesetz) eingebracht. Dieses Gesetz soll Webradios bis 2010 mit Satelliten- und Kabelstationen sowie Jukeboxen gleichstellen, die nur 7,5 Prozent ihres Umsatzes abgeben müssen.

"Der Vorschlag von Soundexchange würde 'große Webcaster' unter die Räder kommen lassen und jegliche Hoffnung 'kleiner' Webcaster zerstören, eines Tages groß zu werden", reagierte Save Net Radio auf das SX-Angebot. Die Unterscheidung in kleine und große Anbieter mache keinen Sinn. Im Vergleich zu terrestrischen Radiosendern seien selbst die größten Webcaster klein. Die Umsatzgrenzen würden zudem kleine Webcaster zwingen, klein zu bleiben, wenn sie überleben wollten. Die Initiative setzt sich dafür ein, dass Webradios nur so viel zahlen müssen, wie Satellitenradiosender. Save Net Radio wurde von Webradios, Künstlern, Hörern und Labels als Reaktion auf die vom CRB vorgeschriebenen Tariferhöhung gegründet.

Gar keine Gebühren kassiert SX bislang von terrestrischen Radiosendern. Der Verwertungsorganisation ist das nicht recht, weshalb sie nun für eine Gesetzesänderung lobbyiert: Die terrestrischen Radioanbieter sollen nicht nur Komponisten, Autoren und Verlegern Geld überweisen müssen, sondern auch Labels, Sängern und Musikern. (Daniel AJ Sokolov) / (vbr)