Red Hat Summit 2008 startet in Boston

Red Hat eröffnet heute in Boston die Red Hat Summit 2008 genannte Hausmesse, auf der der Linux-Distributor und Partner traditionell einige Neuheiten der Öffentlichkeit präsentieren.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Ausstellungsfläche des Red Hat Summit 2008 am Abend vor dem Start

In Boston, Massachusetts eröffnet Red Hat CEO Jim Whitehurst am heutigen Mittwoch den diesjährigen Red Hat Summit – eine drei Tage dauernde und im Wesentlichen auf IT-Entscheider, Systemadministratoren und Entwickler von (potenziellen) Kunden des Unternehmens abgestimmte Veranstaltung. Red Hat und einige Partnerfirmen präsentieren in einem Ausstellungsbereich ihre Produkte und Neuheiten, während parallel ein Vortragsprogramm Informationen und Hintergründe zu aktuellen oder zukünftige Entwicklungen und Eigenschaften rund um Red Hat Enterprise Linux (RHEL) und JBoss vermittelt.

Red Hat und zahlreiche Partner nutzen traditionell den Rahmen der Veranstaltung, um selbst kleinere und größere Neuigkeiten bekannt zu geben. Auf dem Red Hat Summit 2007 etwa kündigte AMDs damaliger Executive Vice President Henri Richard in einer Keynote an, dass AMD die Linux-Unterstützung für ATI-Grafikhardware verbessern wolle, um eine "für die Open-Source-Community befriedigende Lösung" zu finden. Das waren die ersten deutlichen Signale für eine engere Zusammenarbeit der zuvor von ATI übernommenen GPU-Entwicklern mit den Open-Source-Programmierern.

Konkrete und öffentlich sicht- und spürbare Schritte folgten dann einige Monate später und resultierten unter anderem in der Offenlegung zahlreicher Dokumente rund um die Interna zur Ansteuerung der aktuellen Radeon-Grafikchips. Das ermöglichte den Open-Source-Entwicklern seit dem Sommer 2007 deutliche Verbesserungen am X.org-Grafiktreiber radeon, dem Direct Rendering Infrastruktur (DRI) und dem Kernel sowie die Programmierung des neuen X.org-Treibers radeonhd. Letzterer unterstützt heute ebenso wie der Treiber radeon praktisch alle neueren Radeon-Grafikkerne, sodass man nicht mehr wie noch vor einem Jahr auf AMDs proprietäre Grafiktreiber fglrx angewiesen ist. Die beiden Open-Source-Treiber haben die neueren Distributionen bereits integriert und installieren und konfigurieren sie automatisch; einige der neuesten Distributionen bieten sogar die noch experimentelle 3D-Unterstützung für die Radeon-Modelle der X1000-Serie.

Auch wenn Red Hat in den vergangenen Monaten wieder stetig Umsatzsteigerungen und Gewinne verbuchen konnte, läuft aber auch bei den Rothüten nicht immer alles wie gedacht. Um den auf dem Red Hat Summit 2007 für Ende vergangenen Jahres angekündigten Red Hat Global Desktop etwa ist es sehr still geworden. Auch beim im vergangenen Jahr auf dem Summit gestarteten und als Marktplatz für Geschäftsanwendungen gedachten Red Hat Exchange kam es anders als vorgesehen.

Ein kürzlich veröffentlichten Artikel von Red Hat geht auf die Hintergründe näher ein. Gerüchte, RHX sei gestorben, seien demnach maßlos übertrieben; RHX werde aber ganz anders als ursprünglich geplant funktionieren ("Rumors of its death have been greatly exaggerated. RHX is different now."). So interessierten sich nach dem Start von RHX wohl vornehmlich große statt der erwarteten kleineren oder mittelgroßen Unternehmen für die Plattform. Daher wurde RHX komplett neu auf ausgerichtet ([i]"[...]we had to change almost every aspect of the offering"). Das habe im vergangenen Herbst Erfolge gezeigt, weitere Anpassungen wurden aber durch Red-Hat-interne Änderungen schon im Frühjahr nötig. In diesem Rahmen besinnt sich RHX nun verstärkt auf die von der Open-Source-Entwicklung bekannten Konzepte und Ideen und sieht sich als eine Art Helfer/Mittler für Anbieter von Open-Source-Software, die ihr eigenes Geschäftsmodell mit Hilfe von RHX profitabel umsetzen möchten.

Dabei sollen die Unternehmen auch an das von Red Hat gesponserte Fedora-Projekt herangeführt werden – der Austausch soll aber auch in die andere Richtung funktionieren, denn Red Hat möchte die Fedora-Entwickler verstärkt in RHX einbinden und hat eigens dazu eine eigene Mailingliste eingerichtet, da das Fedora-Projekt und dessen Mitstreiter ja über allerlei Erfahrung hat mit dem Bereitstellen von Software und die Fedora-Distribution die Basis für RHEL bildet. Ohnehin pflegt das Projekt mit dem im vergangenen Jahr unabhängig von RHX gestarteten und gewarteten EPEL (Extra Packages for Enterprise Linux) bereits ein öffentliches RPM-Depot, in dem sie zahlreiche der in RHEL fehlenden, aber in Fedora enthaltenen Open-Source-Software in auf RHEL-Versionen 4 und 5 abgestimmten RPM-Paketen zur einfachen Installation über Yum und Co. anbieten.

Von Donnerstag bis Samstag findet derweil nahezu parallel und in direkter Nähe zum Red Hat Summit 2008 auch die Fedora-Konferenz FUDCon (Fedora Users and Developers Conference) statt, auf der sich Fedora-Entwickler und -Interessierte zum Programmieren und Austauschen sowie Planen der weiteren Fedora-Entwicklung treffen. Dabei dürfte es maßgeblich auch um Fedora 10 gehen, das im Oktober/November dieses Jahres erscheinen soll. Es könnte in Teilen die Basis für Red Hat Enterprise Linux 6 bilden, denn wenn Red Hat beim üblichen Turnus für neue RHEL-Versionen bleibt, dürfte das nächste RHEL Anfang oder Mitte nächsten Jahres erscheinen. (thl)