Red Hat verbessert Virtualisierung mit Enterprise Linux 5.1

Dank einer neuen Xen-Version sollen virtuelle Gäste unter der überarbeiteten Ausgabe von RHEL 5.0 deutlich schneller arbeiten. Neue und aktualisierte Treiber erleichtern ferner die Installation.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Knapp acht Monate nach der Einführung des generalüberholten Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 5.0 hat der Linux-Distributor nun mit RHEL 5.1 die erste Überarbeitung der Distribution veröffentlicht. Sie ist für Kunden mit Support-Vertrag über das Red Hat Network zum Download erhältlich. Die alle paar Monate erscheinenden Updates des Linux für Unternehmenskunden sind mit dem Service-Pack für Windows vergleichbar; neben den bereits für RHEL5 herausgegeben Paketen zum Stopfen von Sicherheitslücken enthalten die überarbeiteten RHEL-Versionen zahlreiche neue Treiber und diverse nicht-sicherheitsrelevante Korrekturen und Verbesserungen.

Auch einige neue Funktionen sind enthalten, normalerweise aber eher dürftig gesät, um mit diesen nicht die Stabilität der Distribution zu beeinträchtigen. Das Update von Xen 3.0.x auf Xen 3.1.0 stellt bei RHEL 5.1 wohl die größte Neuerung dar und verbessert die mit RHEL5 eingeführte Virtualisierungstechnik an diversen Stellen: So sollen sich etwa neben besserer Performance nun auch mit Hilfe der Virtualisierungsfunktionen von modernen Prozessoren betriebene Gast-Systeme zur Laufzeit zwischen Host-System verschieben lassen. Ferner wurde die Unterstützung für AMD-Virtualisierungstechnik AMDV verbessert und auch auf Itanium-Systemen lassen sich jetzt paravirtualisierte (PVM) oder vollvirtualisierte (HVM) Gäste aufsetzen. RHEL 5.1 als Host-System soll zudem alles nötige für paravirtualisierte Treiber bieten, mit denen auch mithilfe der Virtualisierungsfunktionen modernen Prozessoren betriebene Gast-Systeme schneller Daten mit dem Host oder den Hardware-Komponenten austauschen können. Die Treiber für die verschiedenen Linux- und Windows-Betriebssysteme sollen separat vertrieben werden; einen genauen Termin dafür nennt Red Hat nicht.

Als Basis für den Kernel dient der neuen RHEL-Version weiterhin Linux 2.6.18, das jedoch um zahlreiche Patches erweitert wurde. So soll das Ext3-Dateisystem nun mit bis zu 16 Terabyte großen Partitionen umgehen können; ferner will Red Hat die Unterstützung für Suspend-to-RAM (ACPI S3) und den Ruhezustand verbessert haben. Aktualisiert wurden auch die SATA- und Infiniband-Subsysteme inklusive deren Treiber, das CIFS-Dateisystem für SMB-Netzwerkfreigaben sowie die IPv6-, IPMI- und HPI-Unterstützung; zudem nutzt der Kernel nun Shared Page Tables auch bei Speicherzugriffen über große Speicherseiten (Hugetlb Pages).

Darüber hinaus aktualisierten die Entwickler verschiedene Treiber; darunter einige Storage-Treiber für Controller oder Chips von 3Ware, Adaptec, Areca, QLogic, LSI und Promise. Die neue RHEL-Version sollte sich so auf mehr Hardware aufspielen lassen, ohne dass man sich mit dem umständlichen Einbinden von Treibern während der ersten Installationsphase herumschlagen muss. Ferner aktualisierte Red Hat die Soundtreiber sowie verschieden Netzwerktreiber. Einige neue Treiber stießen ebenfalls hinzu; etwa der Netzwerktreiber e1000e für neuere Intel-Mainboard-Chipsätze.

Zusätzlich bringt RHEL 5.1 aktualisierte Versionen von Samba, PAM/Kerberos und NSS-LDAP mit, was eine bessere Integration in Active Directory Umgebungen ermöglichen soll. Als nicht vom Support-Vertrag abgedeckte Technology Previews nennt der Linux-Distributor einige weitere Änderungen; etwa die Unterstützung von 32-Bit-Gästen unter einem 64-Bit-Xen-Host, Verbesserungen am Cluster-Dateisystem GFS2, Xiglx-Unterstützung im X-Server, Treiber für die WLAN-Hardware neuer Centrino-Notebooks sowie die Integration des mit Kernel 2.6.22 in den offiziellen Linux-Kernel aufgenommenen FireWire-Stacks. All diese und andere Änderungen dokumentieren neben der knappen Ankündigung zur Veröffentlichung die architekturspezifischen Release Notes detailliert.

Nach der Veröffentlichung der neuen RHEL-Version dürfte bei den zahlreichen RHEL-Clones, die die RHEL-Quellpakete nehmen, neu kompilieren und unter eigenem Namen meist kostenlos vertreiben, nun hektische Betriebsamkeit ausbrechen. Der wohl bekannteste Nachbau CentOS legt aktualisierte RHEL-Versionen meist zwei bis vier Wochen nach der Veröffentlichung durch Red Hat vor. Es muss sich noch zeigen, ob es auch diesmal in einem solchen Zeitrahmen gelingt; vor Kurzem kündigte einer der führenden CentOS-Entwickler in seinem Blog an, dass es noch einige Dinge zu klären gebe, bevor das Projekt CentOS 5.1 veröffentlicht werden könne.

Durch verschiedene englische Online-Medien geisterten vergangene Woche Diskussionen, wie sehr CentOS und andere RHEL-Nachbauten Red Hat schaden. Greg DeKoenigsberg, Community Development Manager bei Red Hat, fühlte sich daraufhin berufen, in seinem Blog klarzustellen, dass (die meisten) Red-Hat-Entwickler CentOS nicht hassen. Auch betont er, dass einige CentOS-Entwickler und -Anwender an Fedora mitarbeiten und so indirekt zu RHEL beitragen; genau so würde Open-Source-Entwicklung funktionieren. (thl)