Blackout: Konflikt zwischen Reddit und Mods geht weiter

Eigentlich wollten die Verantwortlichen für die Subreddits nur bis Mittwoch protestieren, viele machen aber einfach weiter. Der Protest hat messbare Folgen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 53 Kommentare lesen
Reddit-Logo auf Smartphone

(Bild: KateV28/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Der Konflikt zwischen Reddit und einem Großteil der besonders aktiven Nutzerschaft dauert an und weite Bereiche des Portals bleiben auch nach dem Ende des ursprünglichen Protestzeitraums nicht öffentlich einsehbar. Eigentlich hatten die Moderatoren und Moderatorinnen für vieler Subreddits angekündigt, diese von Montag bis Mittwoch auf privat zu stellen. Aber auch am heutigen Donnerstag sind laut einer viel genutzten Übersicht über 5.200 von mehr als 8.800 Subreddits nicht öffentlich einsehbar. Derweil gibt es erste Hinweise darauf, dass der Konflikt aufmerksam von der Werbeindustrie beobachtet wird. Außerdem gibt es Zahlen, denen zufolge einige Aktivitäten auf Reddit am Montag und Dienstag um etwa ein Viertel zurückgegangen sind.

Mit dem Blackout protestieren die unbezahlten Moderatoren gegen die hohen Preise, die Reddit bereits ab Juli für API-Zugriffe verlangen will. Drittanbieter-Anwendungen sind auf die API angewiesen und wegen der hohen damit verbundenen Kosten und der besonders kurzfristigen Ankündigung der Preise stellen die meisten den Dienst ein. Das erschwert vor allem auch den Mods ihre Arbeit bei der Moderation der Communitys, weil viele dafür hilfreiche Werkzeuge in der offiziellen App nicht verfügbar sind. Aus Protest hatten sich Tausende Communitys darauf geeinigt, den Zugang für mindestens 48 Stunden zu beschränken. Auch wegen viel kritisierter Äußerungen des Geschäftsführers von Reddit und weil es keine substanziellen Zugeständnisse gab, machen viele jetzt einfach weiter.

Einer online einsehbaren Analyse der 1500 aktivsten Subreddits zufolge ist die Zahl der Beiträge von maximal etwa 1.400 pro Minuten am Montag und Dienstag auf etwa 1.000 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von etwa 30 Prozent, die Gesamtzahl aller Kommentare ist gleichzeitig nicht so stark zurückgegangen. Nachdem zwischenzeitlich mehr als die Hälfte der 1.500 Subreddits nicht öffentlich zugänglich waren, hat es den Anschein, als könnte sich der Anteil jetzt bei etwa einem Drittel einpegeln. Laut The Verge beenden etwa Subreddits den Protest, die sich als Anlaufstelle für Informationen zum Ukraine-Krieg oder für Menschen, die mit dem Trinken von Alkohol aufhören wollen, für zu wichtig halten.

Laut Adweek hat die Werbeindustrie den Kunden während des Blackouts teilweise geraten, Anzeigenkampagnen auf Reddit zu pausieren. Nach dem Ende werde man die Situation genau beobachten und entscheiden, ab wann man dazu raten könne, die Pause zu beenden, zitiert das Branchenmagazin einen Branchenvetreter. Gleichzeitig habe Reddit Anzeigenkunden erklärt, dass für betroffene Subreddits gebuchte Werbung auf der Startseite angezeigt worden sei. Dort sei deutlich mehr Traffic registriert worden. Aber das zerstöre die ganze Idee, denn damit würden die Anzeigen ja einfach nur der breiten Masse gezeigt und nicht den relevanten Teilen der Reddit-Community. Konsequenzen aus den gesunkenen Erfolgsraten würde die Werbeindustrie wohl nach einer oder zwei Wochen ziehen.

Vom anhaltenden Protest auf Reddit profitieren derweil offenbar weiter die Alternativen im sogenannten Fediverse. Dort ist der Link-Aggregator Lemmy mit mehr als 130.000 Accounts inzwischen die fünftgrößte Software, bei in diesem Monat aktiven Nutzern liegt die Software sogar auf Rang 3. Einen Rang davor liegt der Reddit-Klon kbin, weil der aber deutlich jünger ist als Lemmy, ist die Gesamtzahl der Accounts nicht größer. Für Deutschsprachige gibt es die Lemmy-Instanzen Feddit und tchncs, international etwa Beehaw, für kbin etwa kbin.social. Wegen des Ansturms ist es dort aber aktuell immer wieder langsamer. Eine komplette Übersicht der Lemmy-Instanzen gibt es auch.

(mho)