RegTP und Denic arbeiten an Telefonnummern-Domains

Die RegTP und die Denic haben einen Vertrag zum Feldversuch von ENUM geschlossen, der Eintragung von klassischen Telefonnummern als Domains.

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Von
  • Monika Ermert

Heute haben die Regulierungsbehörde (RegTP) und die Registry für .de-Adressen (DeNIC) einen Vertrag zum Feldversuch von ENUM geschlossen, der Eintragung von klassischen Telefonnummern als Domains. Der Vertrag ist unbefristet und gibt dem DeNIC weit gehend freie Hand. "Weder das DeNIC noch wir können derzeit sagen, wann der Knoten für ENUM durchschlagen wird," sagte Matthias Kurth, Präsident der Regulierungsbehörde, bei der Unterzeichnung des Vertrags in Frankfurt. Dennoch halte er ENUM aus wettbewerblicher Sicht für ein "ziemlich wichtiges Projekt", weil es als Konvergenzprotokoll zum Beispiel der IP-Telefonie den Weg ebnen könnte.

ENUM (tElephone NUmber Mapping) soll als einheitlicher Directory-Service das Auffinden und Adressieren von Personen erleichtern. In dem Directory legt man seine Kontaktdaten wie Mobil- und Festnetznummern, E-Mail-Adressen, Websites et cetera ab und kann sie selbst pflegen. Außerdem wird angegeben, wie man zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugt kontaktiert werden möchte. Der Zugriff auf den Datensatz erfolgt über die Telefonnummer, die beispielsweise ein spezieller Mailclient ins ENUM-Adressformat wandelt. Er kann dann eine Nachricht gemäß den Vorgaben des Empfängers automatisch als E-Mail, als SMS oder als Fax an eine Nummer daheim, im Büro oder im Hotel zustellen.

Insgesamt 19 Unternehmen beteiligen sich derzeit als ENUM-Provider nominell am Feldversuch und können Nummern in die deutsche Registry (9.4.e164.arpa) eintragen. Sabine Dolderer, Geschäftsführendes DeNIC-Vorstandsmitglied, hob als besonders aktives Projekt die Universität Saarbrücken hervor, die vor allem ihren internen Telefonverkehr bereits mit den ENUM-Nummern abwickelt. Bei der Deutschen Telekom können laut Dolderer inzwischen auch Endkunden ihre Rufnummer als Domain eintragen lassen. Dazu bedarf es allerdings echten Pioniergeistes, denn es gibt noch keinen echten ENUM-Service-Provider.

Anders als etwa das koreanische KrNic, das selbst gleich ein komplettes Endnutzerportal zur Verfügung stellt, hat sich das DeNIC in den Vorarbeiten auf die Infrastruktur und Möglichkeiten zur Validierung der Rufnummerneinträge beschränkt. Bei den ersten rund 100 ENUM-Nummern, die bereits in der Datenbank stehen, musste der jeweilige Provider sicherstellen, dass niemand eine fremde Identität gekapert hat. Das DeNIC testet aber unter anderem ein System, bei dem der ENUM-Registrar den Antragsteller zurückruft und ihm eine Pin-Nummer nennt, unter der er sich zu registrieren hat. Welche Lösungen sich für den ENUM-Massenmarkt eignen, soll der Feldversuch zeigen. Eine der wenigen Auflagen des Feldversuchsvertrags sieht vor, dass das DeNIC vierteljährlich über die Aufgabenverteilung zwischen TK- und ENUM-Providern sowie über Identitätsprüfung und Validierung berichten, aber auch über die Verträglichkeit mit dem Telekommunikationsgesetz (TKG), vom Datenschutz bis zu Abhörmöglichkeiten.

Die Sicherung der Nummernintegrität und der Missbrauchschutz stehen auf Agenda der RegTP ganz oben. Kurth zeigte sich bei der Unterzeichnung aber zuversichtlich, dass "die Probleme lösbar und das Interesse groß und das wirtschaftliche Potential vorhanden" seien. Nachdem es zwischen der Behörde und dem DeNIC ummittelbar nach der Delegation der Zone vor rund anderthalb Jahren zu einigen Unstimmigkeiten gekommen war, zeigte man sich heute bei der Vertragsunterzeichnung in bestem Einverständnis. Kurth nannte die Arbeit der Denic "beispielhaft" und dem "Geist des Internet entsprechend".

Die Idee, dass die Regulierungsbehörde die ENUM-Adressvergabe an sich ziehen oder nach dem Feldversuch neu ausschreiben könnte, wies der Behördenleiter zurück. Man setze in diesem Bereich auf Selbstverwaltung; zentral sei der diskriminierungsfreie, offene Zugang. Keine Aussage wollte Kurth zur Frage nach der Regulierung von Domains im TKG machen. Während ENUM-Adressen vom Telefonnetz kommen und reguliert werden sollen, ringt man bei den klassischen Domains noch um eine endgültige Position. (Monika Ermert) / (ad)