Remini: KI-Fotoassistenz generiert Bewerbungsfotos – brauchbar aber skurril

In der App Remini lädt man acht Selbstporträts hoch. Danach generiert die KI-App daraus Bewerbungsbilder für LinkedIn und Co. Das Aussehen ist fragwürdig.

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(Bild: Erstellt mit Midjourney und Remini durch heise online)

Lesezeit: 5 Min.
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Wenn sich Bewerbungsanschreiben mit ChatGPT generieren lassen, warum nicht auch Bewerbungsfotos mit der App Remini. In der KI-Applikation laden Android- und iOS-Nutzer mindestens acht Selbstporträts hoch, wählen ein Bildmotiv aus und erhalten auf den Nutzer maßgeschneiderte KI-Fotos. Auf dem Videoportal TikTok und der Berufsplattform LinkedIn boomt ein besonderes Bildmotiv: Nachdem man den Bildstil "Curriculum" auswählt, generiert die KI einen Doppelgänger in Anzug und Krawatte. Die Funktion ist kostenlos – und erspart den Weg zum professionellen Fotografen, sofern man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Die Bilder sind zumindest recht brauchbar für die Profile auf Indeed, LinkedIn, Xing und anderen Berufsplattformen.

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Um den Bewerbungsbild-Filter zu benutzen, lädt man die App im Google Play Store oder App Store runter. Sie gehört dem italienischem Unternehmen Bending Spoons, die vor einer Weile auch Evernote übernommen haben. Remini bietet eine kostenlose Testphase an, für die man jedoch trotzdem erst einmal ein Abonnement für 9,99 Euro abschließen muss – das sich freilich sofort wieder kündigen lässt, wodurch keine Kosten entstehen. Für die Erstellung von fünfzig Profilbildern mittels der Funktion KI-Avatare ist eine einmalige Zahlung von 5.99 Euro fällig. Ohne lassen sich nur Filter anwenden oder Fotos verbessern.

Nach dem Download öffnet man die App und navigiert zu der Spalte namens AI-Fotos. Dort lädt man mindestens acht Selbstporträts aus seiner Fotobibliothek hoch oder knipst sie mit der Smartphonekamera. Für ein Bewerbungsfoto lohnt es sich Bilder in einem selben professionellen Stil hochzuladen, weil ein KI-Bildgenerator diese als Vorbilder für die Ausgabe benutzt. Nachdem man seine Bilder hochgeladen hat, landen sie auf den Cloud-Servern von Bending Spoon – die KI-Fotos generiert Remini also nicht lokal.

Nach dem Hochladen der Fotos kann man drei Geschlechter auswählen. Nachdem man beispielsweise "Weiblich" auswählt, öffnen sich Kategorien, mit denen man den Stil des KI-Bildes festlegt: Top picks, Multiverse, Trendy, Aesthetic, Travel, Curriculum und Casual. Für das Erstellen eines Bewerbungsbilds brauchen Bewerber aber nur den Bildtypen Curriculum. Nach einem Tap auf "Verwenden Sie dieses Modellbild" fängt die KI an das Bewerbungsfoto zu generieren. Außerdem können Nutzer nach der Auswahl zu Weiblich Schwangerschafts-, Hochzeits- und Kinderbilder von sich generieren lassen.

Ein mit dem Geschlecht Weiblich und der Kategorie Curriculum generiertes Bewerbungsporträt.

(Bild: Bild: Erstellt mit Midjourney und Remini durch heise online.)

Beim Geschlecht "Männlich" dagegen gibt es auch das Bildmotiv eines Feuerwehrmannes – und nach der Auswahl zum Geschlechtstyp "Andere" bekommen Nutzer Zugriff zu allen Motiven. Die Wartezeit für das Generieren hängt stark von der Auslastung der Server ab. In unserem Test dauerte das Generieren des ersten KI-Bewerbungsbildes etwa zehn Minuten und für das zweite Bild dauerte es etwa drei Minuten.

Ein mit dem Geschlecht Männlich und der Kategorie Curriculum generiertes Bewerbungsporträt.

(Bild: Erstellt mit Midjourney und Remini durch heise online.)

Zwar produziert Remini mit der AI-Foto-Funktion schneller Bilder als ein Profifotograf – aber deren Qualität bleibt fragwürdig. Mehrere Nutzer meldeten, dass obwohl sie nur ihr Gesicht in den Selbstporträts hochgeladen hatten, die KI ein Bewerbungsbild von ihnen in leicht bekleideten Klamotten generierte. Das Phänomen ähnelt den oftmals sexualisierenden KI-Aufnahmen der App Lensa.

In unserem Test mit dem Geschlecht Männlich generierte Remini außerdem Porträts, auf denen der Umriss des Gesichts im Vergleich zum Original blockförmig aussieht. Auffällig wird der Realitätsbruch aber erst bei den Vollkörperporträts: In unserem Test sah der Körperumfang des KI-Duplikats deutlich dicker aus als das Original. Auch die Daumen sehen auf dem KI-Bild unnatürlich verkrümmt aus. Deswegen empfiehlt es sich, bei dem Bildtyp Curriculum nur auf Bildtypen in der Nahaufnahme zu setzen. Wenn man nur schnell ein Bewerbungsbild für ein lästiges Unternehmens-Jobportal oder für ein LinkedIn-Profilbild benötigt, ist dieses Motiv sogar brauchbar. Brauchbar heißt in diesem Fall: Wenn man den Lebenslauf oder ein LinkedIn-Profil mit dem Bild überfliegt, würde man nicht erkennen, dass es eine KI generiert hat.

Mit der Option "Verbessern" flachen Nutzer die pixeligen Texturen ihres Fotos ab. Das funktioniert mit verschwommenen, unterbelichteten und veralteten Fotografien. Der Nutzer importiert ein Foto, wählt das Foto aus und drückt auf Verbessern. Die App sendet das Bild zu den Cloud-Servern des Entwicklers, wonach die Nutzer das bearbeitete Foto erhalten. Dieses lässt sich noch einmal mit drei weiteren Filtern bearbeiten: Farben, Hintergrundverbesserer, Gesichtsverschönerer. Auffallend bei der Bildqualität ist, dass die KI einige Details hinzu generiert, etwa die einzelnen Haarwurzeln der Person.

Remini: Verschwommene Bilder scharf machen (3 Bilder)

Das Motiv sieht vor der Verbesserung durch den Filter von Remini verschwommen aus. (Bild: Screenshot)

Die App hält sich laut seiner Datenschutzerklärung an den Schutz personenbezogener Daten, gemäß der DSGVO. So wie viele andere KI-Bildgeneratoren, beispielsweise Lensa, speichert auch Remini die hochgeladene Bilder auf eigenen Servern und den Servern ihrer Dienstleister. Gesichts-Daten für das Generieren von KI-Fotos soll Remini nach 30 Tagen von den eigenen Servern löschen. Außerdem finden Nutzer in Remini unter Einstellungen/Datenschutzeinstellungen/Profiling mehrere Tracker, die laut ihrer Beschreibung Daten bis zu drei Jahre speichern. In unserem Test waren diese aber in der Standardeinstellung der App ausgeschaltet.

(szo)