"Review Bombing": Nutzer-Reviews auf Metacritic nun erst 36 Stunden nach Release

Der Review-Aggregator Metacritic lässt Nutzer nun erst 36 Stunden nach Release eines Videospiels Wertungen abgeben. Das soll "Review Bombing" entgegenwirken.

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"Review Bombing": Nutzer-Reviews auf Metacritic nun erst 36 Stunden nach Release

Screenshot aus "The Last of Us Part 2": Der Exklusivtitel von Sony wurde jüngst Ziel von "Review Bombing".

(Bild: Sony)

Lesezeit: 3 Min.

Metacritic erlaubt Nutzer-Reviews nun erst 36 Stunden nach Veröffentlichung eines Videospiels. Das hat der Review-Aggregator dem Branchenmagazin Gamesindustry.biz bestätigt. Die Maßnahme soll gegen sogenanntes "Review Bombing" helfen, bei dem eine große Menge von Usern einen Titel systematisch negativ bewertet.

Für Nutzer ist "Review Bombing" eine Möglichkeit, ihrem Missfallen über Entscheidungen und Vorgehen der Entwickler Ausdruck zu verleihen – zum Beispiel über private Aussagen von Entwicklern, Kopierschutzmaßnahmen oder umstrittene Release-Strategien. Für andere Nutzer können diese koordinierten Negativ-Reviews aber irreführend wirken, weil sie nicht immer in der eigentlichen Qualität eines Spiels begründet sind.

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Metacritic gilt als einer der wichtigsten Review-Aggregatoren in der Spielebranche. Die Webseite teilt Bewertungen in zwei Kategorien auf: Ein Score zeigt die Einschätzung von Kritikern aus den Medien, ein weiterer die Durchschnittsbewertung der Nutzer. Während Kritiker in der Regel vor Veröffentlichung eines Titels Zugriff darauf bekommen und ausführliche Erfahrungen sammeln können, müssen die meisten Nutzer bis zum tatsächlichen Release warten. Die nun eingeführte Wartezeit von 36 Stunden soll Nutzer dazu ermutigen, ein Spiel vor der Bewertung tatsächlich zu spielen, sagte Metacritic dem Branchenmagazin Gamesindustry.biz. Andere Medienformen wie Musikalben oder Filme können weiterhin unmittelbar nach Release auf Metacritic bewertet werden.

Das im Juni veröffentlichte PS4-Spiel "The Last of Us 2" ist das jüngste Beispiel für systematische Negativbewertungen: Unmittelbar nach Release hielt das rund 25 Stunden lange Spiel nur 3,4 von 10 Punkten bei den Nutzer-Reviews auf Metacritic, während Kritiker dem Spiel durchschnittlich 95 von 100 Punkten gaben. Nutzer beschwerten sich unter anderem über im Vorfeld der Veröffentlichung geleakte Story-Details, manche Entwickler bekamen deswegen sogar Morddrohungen. In den darauf folgenden Wochen hat sich "TLOU2" bei den Nutzer-Reviews auf 5,5 Punkte erholt.

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Ob Metacritics aufgezwungene Wartezeit zur Eindämmung von "Review Bombing" beitragen kann oder die Flut an Negativbewertungen nur verzögert, muss sich zeigen – die Einschränkung ist laut Metacritic erst seit wenigen Wochen aktiv. Ob Nutzer ein Spiel tatsächlich gespielt haben, bevor sie eine Wertung abgeben, prüft Metacritic nach wie vor nicht.

Die PC-Spieleplattform Steam hat bereits im vergangenen Jahr Maßnahmen eingeführt, um gezielte Abwertungen von der Gesamtwertung eines Spiels zu trennen. Ein Algorithmus soll verdächtige Review-Muster aufspüren und ein Moderatoren-Team darüber informieren. Wenn das Team einen Fall von Review Bombing feststellt, werden alle Reviews in einem entsprechenden Zeitraum aus der Gesamtbewertung eines Spiels gestrichen und im Bewertungsverlauf entsprechend gekennzeichnet.

(dahe)