"Digitales Bücherregal": Rheinland-Pfalz erprobt digitalisierte Lernmittel

Das Pilotprojekt entlaste nicht nur Kinderrücken, sondern spare Papier und Eltern einige Kosten. Das digitale Bücherregal werde im zweiten Halbjahr evaluiert.

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(Bild: zhu difeng/ Shutterstock.com)

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Smartphones und Tablets sind in Schulen keine Seltenheit mehr, klassische gedruckte Schulbücher schleppen Kinder und Jugendliche aber trotzdem oft noch genau so mit sich herum, wie vor vielen Jahren. In Rheinland-Pfalz wird seit Schuljahresbeginn die Nutzung eines digitalen Bücherregals erprobt. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) stellte das Projekt vergangene Woche in einem Mainzer Gymnasium vor.

Hubig bezeichnete das "digitale Bücherregal" als ein echtes "Leuchtturmprojekt", das es in anderen Bundesländern so nicht gebe. Es entlaste die Schülerinnen und Schüler nicht nur gesundheitlich und spare Papier, sondern schone auch den Geldbeutel der Eltern. Für die digitalen Lernmittel könne das Land nämlich günstigere Preise anbieten, als sie einzelne Endnutzer erhalten können.

Eltern kaufen Schulbücher ansonsten für das jeweilige Kind auf eigene Rechnung oder Kinder nehmen an Ausleihprogrammen in den Schulen teil – was aber dazu führen kann, dass sie nur mit sehr abgenutzten Büchern arbeiten können.

Die digitalen Angebote könnten in Zukunft auch weitaus mehr bieten, als "nur eine digitalisierte Version von Schulbuch-Druckausgaben," sagte Hubig. Insgesamt eröffne die Plattform einen "einfachen und schnellen Zugang zu vielen neuen Lernmöglichkeiten in der digitalen Welt." Sie entspreche auch "selbstverständlich" allen datenschutzrechtlichen Vorgaben.

Dr. Oliver Gros vom Pädagogischen Landesinstitut (PL), das an der Entwicklung des digitalen Bücherregals maßgeblich beteiligt war, erklärte, dass das digitale Bücherregal eine Lösung aus einem Guss biete, die als Teil des ebenfalls gerade anlaufenden Bildungsportals RLP angeboten werde. Die Schülerschaft erhalte über einen zentralen Ort Zugriff auf genau die Lernmaterialien, die für sie freigeschaltet wurden. Der Erwerb der Lizenzen und die Aktivierung und Bereitstellung des Materials regele das Land. Das geschehe "schlank und unbürokratisch". Die Ministerin machte in diesem Zusammenhang aber klar, dass auch im digitalen Bereich die Grundsätze der Lernmittelfreiheit gelten. Unter dem Strich gehe es darum, eine pädagogisch sinnvolle Mischung aus analogen und digitalen Lernmitteln anzubieten.

Der Schulleiter des Gymnasiums, an dem Hubig das Projekt genauer vorstellte, Dirk Müller, hob hervor: "In den vergangenen Jahren gab es an vielen Schulen eine rasante Entwicklung von analogen Medien wie der Kreidetafel oder dem normalen Schülerheft hin zu interaktiven Medien wie digitalen Tafeln und Tablets. Mit dem digitalen Bücherregal haben wir Lehrkräfte nun die Möglichkeit, diesen Weg konsequent weiterzugehen und auch die Schulbücher in dieses neue, multimediale Unterrichtsarrangement einzubetten."

An dem Projekt nehmen derzeit laut Hubig 132 von insgesamt 1600 Schulen teil. Den rund 33.000 Schülern stünde damit der Zugriff auf mehr als 900 digitale Lernmittel zur Verfügung. Das Ministerium für Bildung hat in das Projekt rund 1,1 Millionen Euro investiert.

Der Ministerin zufolge wurde das digitale Bücherregal in weniger als einem Jahr programmiert und sei deutlich vor dem eigentlich Zeitplan fertig geworden. Zu diesem Erfolg hätten auch Partner wie etwa der Verband Bildungsmedien Service GmbH, das Medieninstitut der Länder, das Institut für Film und Bild und Wissenschaft (FWU) sowie Bildungsmedienanbieter und Schulbuchverlage beigetragen.

Das Programm werde im zweiten Schulhalbjahr einer Evaluation unterzogen. Perspektivisch sollen sich alle Schulen in Rheinland-Pfalz für das digitale Bücherregal anmelden können, dafür müssen sie aber an den Schulcampus als Teil des Bildungsportals RLP angeschlossen sein. Das sind der dpa zufolge derzeit mehr als 900 Schulen. Der Schulcampus wird nach eigenen Angaben seit März 2021 stufenweise allen Schulen im Land zur Verfügung gestellt.

(kbe)