Richter Jackson kann IE entfernen

Nur 90 Sekunden habe es ihn gekostet, den Internet Explorer aus Windows 95 zu entfernen, sagte US-Bezirksrichter Thomas Penfield Jackson am Freitag bei einer weiteren Anhörung im Antitrust-Verfahren gegen den Software-Riesen Microsoft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Christian Persson

Nur 90 Sekunden habe es ihn gekostet, den Internet Explorer aus Windows 95 zu entfernen, sagte US-Bezirksrichter Thomas Penfield Jackson am Freitag bei einer weiteren Anhörung im Antitrust-Verfahren gegen den Software-Riesen Microsoft. Ein Techniker habe ihm gezeigt, wie es geht. "Danach funktionierte Windows 95 problemlos."

Der Richter reagierte damit auf Microsofts Versuch, seine vorläufige Verfügung vom 11. Dezember durch eine überspitze Auslegung zu unterlaufen. Jackson hatte Microsoft untersagt, die Vergabe von Windows-95-Lizenzen an PC-Hersteller weiterhin an die Abnahme des Internet Explorer zu koppeln. Microsoft behauptete daraufhin, aus der aktuellen Version Windows 95B könne der Internet Explorer nicht entfernt werden und bot den Herstellern als Alternative zwei veraltete Windows-Versionen ohne Internet-Software an.

Im heutigen PC-Markt kann es sich freilich kein Hersteller leisten, auf die Schein-Alternative einzugehen. Das Verhalten des Software-Giganten stößt deshalb auf massive Kritik. Die meisten Beobachter sehen darin die Absicht, die Gerichtsentscheidung lächerlich zu machen. Das Justizministerium verlangt nun die Verhängung eines Zwangsgeldes (siehe auch http://www.heise.de/newsticker/data/em-18.12.97-000/).

Mit Richter Jacksons Experiment ist Microsoft allerdings noch nicht der Lüge überführt. Offenbar hat der Richter nur das Programm-Icon gelöscht und damit den Internet Explorer vom Windows-Desktop entfernt, nicht jedoch die unzähligen Systemdateien, die ebenfalls zu dem Programm gehören. Nach Microsofts Auslegung müßte alles entfernt werden, was der Internet Explorer installiert, und dann wäre das Betriebssystem in der Tat nicht mehr funktionsfähig. Der Richter will den Dingen in einer weiteren Anhörung am 13. Januar auf den Grund gehen.

Wie Microsofts Darstellung aus technischer Sicht zu bewerten ist, wird eine detaillierte Untersuchung im c't-Labor offenbaren. Lesen Sie die Ergebnisse in c't 1/98. (cp)