Riesenteleskop ALMA: Bislang schärfstes Bild einer protoplanetaren Scheibe
Astronomen haben mit dem Radioteleskop ALMA eine protoplanetare Scheibe um einen gerade einmal 175 Lichtjahre entfernten Stern aufgenommen. Sichtbare Ringe deuten auf entstehende Planeten hin, vielleicht sogar ganz nah um den Stern.
Mit dem Riesenteleskop ALMA haben Astronomen die bislang detaillierteste Aufnahme einer protoplanetaren Scheibe um einen Stern gemacht. Das von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichte Bild zeigt den Stern TW Hydrae, der mit 10 Millionen Jahren vergleichsweise jung ist. Er ist nur 175 Lichtjahre von uns entfernt und liegt so, dass wir direkt von oben auf seine Staubscheibe blicken. Die darin sichtbaren Ringe im Abstand von drei und sechs Milliarden Kilometern (rund 20 und 40 Astronomische Einheiten) zeigen demnach vermutlich Ansammlungen von Staubteilchen, aus denen sich gerade Planeten bilden. Zu sehen ist außerdem eine Lücke in einem Abstand um den Stern, die in etwa dem der Erde um die Sonne entspricht.
Ob die Ringe tatsächlich entstehende Planeten zeigen, müsse aber noch weiter geprüft werden, erklärt Tilman Birnstiel vom Max-Planck-Institut für Astronomie, der an der Forschung beteiligt war. Es könnte sich auch um Effekte von Magnetfeldern oder Strömungs-Instabilitäten handeln. Das könnten nun Simulationen klären, hofft er. Insgesamt dürfte der Stern und seine Umgebung aber unserem Sonnensystem im Alter von 10 Millionen Jahren sehr ähneln, meint David Wilner vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA), Koautor der Studie neben dem Erstautor Sean Andrews (ebenfalls vom CfA). Zwar war dem ALMA bereits ein ähnliches Bild des weiter entfernten Sterns HL Tauri gelungen, das war aber nicht ganz so detailscharf.
Bestes Bild fĂĽr eine Weile
Für die neuerliche Aufnahme haben die Wissenschaftler die schwache Radiostrahlung millimetergroßer Staubpartikel in der Scheibe um TW Hydrae vermessen, erklärt die ESO. Derart detaillierte Analysen seien auch nur mit dem ALMA (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) möglich, dessen Antennen bis zu 15 Kilometer auseinander stehen. Deswegen und weil TW Hydrae ein geradezu ideales Forschungsobjekt sei, werde es in nächster Zeit kein besseres Bild geben, als dieses, ist sich Studienautor Andrews sicher. (mho)