RoboFood: In Notsituationen iss die Drohne einfach auf

"In der Not frisst der Teufel Fliegen", heißt es landläufig. Menschen in Not könnten Drohnen geschickt werden, die sie aufessen können.

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Die Tragflächen der Drohne besteht aus gepresstem Puffreis.

(Bild: EPFL)

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Ein Forschungsteam der schweizerischen École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) hat eine Drohne entwickelt, deren Tragflächen aus Reisgebäck gefertigt und essbar sind, wie aus einem Bericht der Wissenschaftszeitung IEEE Spectrum hervorgeht. Die Forscher sehen ein Einsatzszenario der Drohne in Situationen, in denen beispielsweise in Not geratene Menschen in schlecht erreichbaren Regionen schnell mit kalorienreicher Nahrung versorgt werden müssen.

Bei der Drohne konnte die Nutzlast von 30 Prozent auf 50 Prozent der Masse der Drohne erhöht werden, beschreiben die Wissenschaftler in der Studie "Towards Edible Drones for Rescue Missions: Design and Flight of Nutritional Wings", die sie auf der International Conference on Intelligent Robots and Systems (IROS) in Kyoto vorgestellt haben. Das erreichten die Wissenschaftler dadurch, dass sie die Tragflächen als großen und schweren Teil der Drohne selbst essbar gestalteten.

Als essbares Material nutzten sie gepressten Puffreis. Dies hat gleich zwei Vorteile: Zum einen hat er ähnliche Eigenschaften wie Expandiertes Polypropylen (EPP), ein Material, aus dem häufig leichtgewichtige, aber stabile Drohnen gefertigt werden. Zum anderen ist das Reisgebäck stark kalorienhaltig. Dem Bericht der IEEE Spectrum nach enthält ein Kilogramm etwa 3870 Kilokalorien (kcal), in etwa so viel wie Pasta, aber mit einer deutlich geringeren Dichte. Die Forscher verwendeten zum Bau der Tragflächen im Handel verfügbare Puffreistaler, die sie per Laser in Hexagons schnitten und mit Gelantine zusammenklebten und so in die gewünschte Tragflächenform brachten. Die Tragflächen umwickelten sie mit Frischhaltefolie, um Verunreinigungen des essbaren Materials während des Fluges zu vermeiden. Außerdem stellen sie so sicher, dass die Tragflächen sich nicht auflösen, wenn die Drohne durch Regen fliegt.

Die Spannweite der elektromotorisch angetriebenen Drohne beträgt 70 cm. Die essbaren Tragflächen liefern 300 kcal, etwa so viel wie ein kleines Frühstück, schreibt die IEEE. Die Drohne soll dann noch eine weitere Zuladung von 80 g verkraften. Dies könne genutzt werden, um zusätzlich Trinkwasser in einem essbaren Behältnis zu transportieren.

Den Rest der Drohne haben die Forscher aus konventionellen Materialien wie Kohlefaser hergestellt. Die Wissenschaftler arbeiten nun daran, diese ebenfalls durch essbare Äquivalente zu ersetzen. Um die Flugeigenschaften zu verbessern, wollen sie zudem die Tragflächen in eine auftriebsgünstigere Form bringen, sagt Bokeon Kwak, einer der Hauptautoren der Studie. Derzeit testen sie 3D-Food-Printing und -Molding, um andere Formen bauen zu können. Beim Material selbst sei gepresster Puffreis noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Um einen höheren Kaloriengehalt zu erzielen, könne kalorienreiches Fett hinzugefügt werden. Inwieweit sich das höhere Gewicht dann auf die Flugeigenschaften auswirkt, müsse aber noch weiter untersucht werden, so Kwak.

Das Projekt der essbaren Rettungsdrohnen ist Teil der europäischen Forschungsinitiative RoboFood. In ihr bündeln sich Projekte, die sich mit der Forschung an essbaren Robotern für Menschen in Not sowie dem Transport von Impfstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln zu gefährdeten Tierarten beschäftigen. Zusätzlich untersuchen Forschende, inwieweit essbare Roboter neurologischen Patienten das Schlucken von Nahrung erleichtern können.

(olb)