Roboterfußball: Wo Rudi ratlos ist und Freiburg Weltmeister

Die Betreuer der Roboter-Fußballmannschaften, die um die zweite "German Open" kämpfen, müssen leiden können: Hier funktioniert noch längst nicht alles so, wie es soll.

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Von
  • Thomas Wöstmann
  • dpa

Völlig frei steht Roboter Rudi vor dem Tor. Der gegnerische Torwart an der Eckfahne, die Abwehrspieler weit entfernt. Rudis Mitspieler Sepp, Franz und Mario warten gespannt. Nicht so Rudis Trainer von der Universität Stuttgart: "Schieß, schieß", ruft er und feuert zum scheinbar sicheren Führungstreffer an. Nach überaus langen zehn Sekunden schießt Rudi -- den Ball ins Aus. Seine Mannschaft verliert das Auftaktspiel bei den RoboCup German Open in Paderborn mit 0:3.

Die Betreuer der etwa 40 Roboter-Fußballmannschaften aus acht Ländern müssen leiden können: Hier funktioniert noch längst nicht alles so, wie es soll. Wenn einer der knapp hüfthohen Roboter den Lederball mit voller Wucht in Richtung eigenes Tor kickt, dann -- weiß Bernhard Nebel vom Team CS Freiburg -- hat er die "Selbstlokalisation" verloren. "Er weiß einfach nicht mehr, wo er sich befindet und sieht dann nur noch das Tor".

Solche Probleme haben die Freiburger Roboter allerdings selten. Die Mannschaft ist Titelverteidiger in Paderborn, wurde bereits drei Mal Weltmeister und hat vor dem RoboCup von 45 Spielen 42 gewonnen. Freiburgs Roboterfußballer vom CS spielen eine weitaus bessere Rolle als die menschlichen Vorbilder vom örtlichen Bundesligisten SC. Sogar taktisch hat das Team von Nebel einiges drauf: "Da wird bewusst zum besser postierten Mitspieler gepasst, ein Angreifer kann Aufgaben des Verteidigers übernehmen."

Hinter dem vordergründig spaßigen Roboter-Kick steckt wissenschaftlicher Anspruch: Die Teams kommen von Universitäten und Forschungseinrichtungen, manch aufgeregt gestikulierender Trainer am Spielfeldrand schreibt eine Doktorarbeit über seine Schützlinge.

"Der Robo-Cup hat das Ziel, Lösungen für mobile Roboter in dynamischen Umgebungen zu entwickeln", sagt Thomas Christaller vom Fraunhofer Institut für Autonome Intelligente Systeme (AIS), das die German Open in Paderborn zum zweiten Mal veranstaltet. "Denn irgendwann wird uns der Roboter auf der Straße begleiten". Auch sportlich haben die Wissenschaftler ein hohes Ziel: "In 50 Jahren wollen wir den menschlichen Fußball-Weltmeister schlagen".

Davon sind Roboter Rudi und seine Mitstreiter derzeit aber noch Welten entfernt. Die hundeähnlichen Aibos, die in Paderborn einen eigenen Wettbewerb spielen, verarbeiten 2000 Befehle pro Sekunde. "Das ist nichts gegen die gigantische Parallelverarbeitungsmaschine Mensch", sagt Gerhard Kraetzschmar vom Team der Universität Ulm: "Vielleicht schaffen wir es ja mal in 40 Jahren, eine F-Jugend zu schlagen; dann könnte es in 50 Jahren auch der Weltmeister sein." (Thomas Wöstmann, dpa) / ()