Roboterhersteller holt Fertigung komplett nach Deutschland

Neura Robotics baut Roboter für die Industrie und entwickelt Serviceroboter für soziale Aufgaben. In diesem Jahr wandert die Fertigung von China nach Metzingen.

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Am Standort Metzingen baut Neura Robotics die Fertigung für sämtliche Roboterreihen auf. Industrieroboter der Baureihe MAiRA entstehen bereits heute im Ländle.

(Bild: Neura Robotics)

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Das Start-up Neura Robotics entwickelt eigene Roboterlinien am Standort Metzingen bei Stuttgart. Dabei ist ein Schwerpunkt neben kollaborativen Modellen, den sogenannten Cobots, die Entwicklung von kognitiven Robotern. Diese Klasse mit zahlreichen Sensoren hört, sieht, tastet und nutzt KI, um die Steuerung durch den Bediener zu vereinfachen. Zusätzlich arbeiten die Ingenieure bei Neura Robotics an einer eigenen Klasse von Servicerobotern, die Pflegende unterstützen können, in Büroumgebungen zur Hand gehen sollen und in Zukunft sogar im Haushalt helfen könnten.

Bis heute lässt das Unternehmen einen Großteil seiner Roboter in China produzieren. Darunter vor allem die Cobot-Reihe, die zum Teil gemeinsam mit Kawasaki vertrieben wird. Nun soll die gesamte Roboterfertigung noch in diesem Jahr nach Metzingen verlagert werden, wie das Unternehmen in dieser Woche verkündet hat. Der Gründer David Reger gibt sich überzeugt, dass „Made in Germany weltweit nach wie vor ein Gütesiegel für Qualität darstellt“. Er glaube, „dass Deutschland der optimale Standort für kognitive Robotik ist“. Den hohen Energiepreisen hierzulande will Reger in der neu aufzubauenden Fertigung mit einer großflächigen Photovoltaikanlage und möglichst autarken Gebäuden begegnen.

Im Juli und im Oktober 2023 gab Neura Robotics bekannt, dass weitere Investoren aus Europa und den USA die Firma mit insgesamt 65 Millionen Euro finanzieren. Im November fiel dann die Entscheidung, neben Metzingen in München ein Entwicklungslabor mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz aufzubauen sowie ein Vertriebsbüro.

Die Neura-Roboterpalette ist seit 2019 rasch gewachsen. Ein Roboterarm namens MAiRA bietet sieben Freiheitsgrade und 3D-Wahrnehmung. Im Labor reagiert er sogar auf Gestensteuerung und Sprachanweisungen, lernt nach Bedarf, wie verschiedene Gegenstände aussehen und wie er sie am besten greifen kann.

Dessen Vetter für eher häusliche Umgebungen ist die Bauform MiPA, ein Roboter auf Rädern, ausgestattet mit einem starken Arm und einem Rucksack. Vier Kameras eröffnen ihm eine räumliche Sicht und ein Mikrofon-Array erlaubt ihm das Richtungshören. MiPA ist derzeit ein Prototyp, ausgestattet mit einem KI-Paket, das ihm Smalltalk ermöglicht. So kann der Anwender den Roboter mündlich und in Umgangssprache anweisen. Forscher der Universität Bielefeld probieren seine Einsatzmöglichkeiten im Projekt „Mensch-Roboter-Kollaboration in der Küche der Zukunft“ gemeinsam mit Miele und dem Küchenmöbelhersteller Hettich aus. Darüber hinaus tüftelt das Entwicklerteam nach eigener Aussage bereits an einem humanoiden Allzweckroboter.

(agr)