Roboterwettbewerb Enrich: Von Propellerbrüchen und vielversprechenden Testläufen

Auf der Enrich 2023 haben die Teams am zweiten Wettbewerbstag ihre Testläufe absolviert. Dabei kann schon mal etwas zu Bruch gehen.

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Die Teams testen am ersten Tag ihre Roboter im AKW Zwentendorf.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Lesezeit: 3 Min.
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  • Hans-Arthur Marsiske

Zunächst verlief der Flug sehr gut. Der Quadrokopter folgte den Wegpunkten, die ihm vom Operator vorgegeben wurden, und kletterte Stück für Stück den Schacht hoch, der zum Reaktorkern führt. Doch dann sprangen die Leute, die den Aufstieg beobachteten, plötzlich zur Seite, ein lautes Scheppern folgte. Man musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass dieser Flugversuch gescheitert war.

Es war ein spektakulärer Auftakt für den zweiten Tag beim Roboter-Wettbewerb Enrich im österreichischen Zwentendorf. Allerdings auch kein unüblicher: Die Turbulenzen in dem 40 Meter hohen Schacht sind bekanntermaßen tückisch und haben auch bei früheren Enrich-Wettbewerben schon so manchen Propellerbruch verursacht. Immerhin hat das Team flyby, dem diesmal dieses Missgeschick passierte, Reservepropeller dabei und kann hoffen, es beim eigentlichen Wettbewerb, wenn radioaktive Strahlungsquellen in den Räumen verteilt worden sind, noch einmal versuchen zu können.

Denn am heutigen Dienstag ging es zunächst einmal darum, die Systeme in den Umgebungen zu testen, in denen am Mittwoch und Donnerstag die Suche nach dem strahlenden Material erfolgen soll. Für die fliegenden Roboter ist das, wie in den früheren Jahren, der Reaktorkern des AKW Zwentendorf. Das Team Tiers, das ebenfalls einen Flugroboter mitgebracht hat, ging auf Nummer sicher, steuerte den Aufstieg manuell und erreichte sicher den Reaktorkern. Dort gelang die Erstellung einer dreidimensionalen Umgebungskarte, die Erkundung des Raumes, gesteuert durch Wegpunkte jedoch noch nicht.

Für die Bodenroboter sind diesmal andere Räume ausgewählt worden, die zwar nicht unbedingt typisch für ein Kernkraftwerk sind, aber gleichwohl ihre Tücken haben. Vor allem die Kommunikation über Funk ist aufgrund der dicken Betonmauern und der Türen und vieler anderer Gegenstände aus Metall schwierig. Es gebe drei Schwierigkeitsgrade, erklärte Wettbewerbsleiter Frank Schneider den Teilnehmern bei einer Führung durch die Räume: Bereiche, die gut ausgeleuchtet und durch WLAN abgedeckt sind, Bereiche mit wenig Licht und unzuverlässigem WLAN und Bereiche ganz ohne Licht und WLAN. Die Aufgaben bestehen darin, Umgebungskarten zu erstellen und die Strahlungsquellen zu lokalisieren. Wer über Roboter mit geeigneten Manipulatoren verfügt, kann außerdem an simulierten Apparaturen versuchen, die Ventile von Rohren zu schließen, in denen Radioaktivität detektiert wurde, oder Druckschalter zu betätigen, die mit einer Strahlungsquelle in Verbindung stehen. Roboter, die kräftig genug sind, eine 33 Kilogramm schwere Puppe in Menschengröße zu greifen und aus dem Gefahrenbereich zu ziehen, können auch in dieser Kategorie punkten.

Enrich 2023 Tag 1: Testläufe (10 Bilder)

Durch diesen Schacht zu fliegen, ist keine Kleinigkeit. Viele Drohnen sind schon daran gescheitert. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Die Organisatoren der Enrich werden allerdings nicht müde zu betonen, dass es hier nicht in erster Linie um den Wettbewerb geht. Zwar wird die dreiköpfige Jury am Ende die besten Lösungen in jeder Kategorie benennen. Was aber die Teams vor allem nach Zwentendorf lockt, ist die Möglichkeit, ihre Systeme unter realistischen Bedingungen in einer realen Umgebung zu testen.

Der erste, noch kalte Test ohne Radioaktivität verlief auch für die Bodenroboter durchwachsen. Während einige sehr flott die Räume durchquerten und auch die Manipulationsaufgaben bewältigten, hatten andere mit Kommunikationsproblemen zu kämpfen, mussten neu starten oder steuerten die Roboter sogar mit direktem Sichtkontakt – was morgen, wenn in den Räumen radioaktives Material verteilt ist, natürlich nicht mehr möglich ist. Aber bis dahin mögen viele der beim heutigen Testlauf erkannten Probleme vielleicht schon gelöst sein.

(olb)