Ron Sommers Breitbandpläne rund um DSL und UMTS

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom will aus DSL einen Massenmarkt machen, spekuliert aber gleichzeitig über Preiserhöhungen.

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Für Ron Sommer steht fest: "Mit der Breitbandkommunikation wird das Internet noch einmal neu erfunden". Auch werde sich "die Dynamik der Internet-Entwicklung noch einmal erhöhen". Mit einem neuen Portal – T-Vision – will er das Internet in diesem Jahr "spannender, dreidimensionaler und bewegter" machen. Erklärtes Ziel des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom ist es, "noch innerhalb dieses Jahres den breitbandigen Zugriff auf das Internet in Deutschland zu einem Massenmarkt zu machen".

Da bleibt noch einiges zu tun. Breitband heißt für die Telekom seit über einem Jahr im Festnetzbereich nur noch DSL – Pläne zum Ausbau des Kabelnetzes, das zunächst als naheliegender breitbandiger Königsweg zum Internet galt, sind längst tief in den Schubladen verschwunden. Doch auch im DSL-Bereich kann Sommer trotz – oder gerade wegen – der zum Teil selbst generierten Nachfrage bisher nur auf die "Vermarktung" von 700.000 Anschlüssen verweisen. Tausende DSL-Anträge liegen dagegen in der Warteschleife.

Beim Ausbau der notwendigen technischen Infrastruktur gestand Sommer gestern auf dem Internationalen Pressekolloquium der Deutschen Telekom denn auch "anfängliche Schwierigkeiten" ein. Schuld sei "die Industrie", die mit der Lieferung der notwendigen Komponenten wie Ports für die Vermittlungsstellen nicht nachgekommen sei. Doch Knappheit vergrößert die Nachfrage, glaubt Sommer: "T-DSL ist mindestens so gut wie ein Mercedes", sagte der Vorstandschef halb ernst, halb ironisch gemeint. "Und darauf müssen Sie ja auch warten." Er versprach, dass Ende 2001 "90 Prozent der Kunden DSL in ihrer Nähe" haben sollen. Heute liegt die potenzielle Abdeckungsrate, die allerdings durch direkte Anschlussprobleme relativiert wird, bei 60 Prozent.

Bedeckt hielt sich Sommer in der Frage der zukünftigen Preisgestaltung für T-DSL. Der Einführungspreis – der Breitbandzugang war für ISDN-Kunden momentan für pauschal 9,90 plus zusätzlichen Minutengebühren zu haben – sei zunächst "gezielt an die ISDN-Community gerichtet gewesen". Die sei tatsächlich inzwischen "Bandbreiten-hungriger geworden". Beim Einführungspreis werde es daher nicht bleiben. Genaue Raten für die Zukunft wollte Sommer allerdings weder für den Basispreis noch für die momentan bei 50 Mark liegende Flatrate verraten. "Lassen Sie sich überraschen", vertröstete er seine Gäste. Und murmelte etwas davon, dass "wir weiterhin aggressiv im Preis sein werden".

Gleichzeitig ließ Sommer aber durchblicken, dass es vom Regulierer bereits ein Signal gegeben habe, dass die momentan verlangten Gebühren "zu aggressiv" seien. Diesen angeblichen Wink mit dem Zaunpfahl konnte Manfred Overhaus, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, allerdings nicht ganz verstehen. Er führte aus, dass zur Vermeidung eines "Digital Divide" die Neuen Medien und das Internet "für alle so selbstverständlich werden müssen wie das Radio und das Fernsehen." Dafür seien "Preissenkungen von erheblicher Bedeutung."

Auf Breitband im Mobilbereich werden die Kunden laut Sommer noch länger warten müssen als auf ihren DSL-Anschluss. Der Telekom-Manager, der wie viele seiner Kollegen Milliarden für die nächste Generation im drahtlosen Netz investiert hat, rechnet damit, dass UMTS im Jahr 2004 "zehn Prozent des Geschäfts" ausmachen werde. Während heute die Sprachtelefonie 90 Prozent des Umsatzes im Mobilfunk generiere und zehn Prozent auf Datenkommunikation entfielen, würde sich dieses Verhältnis bis zum Jahr 2010 genau umkehren.

Dass rund um M-Commerce und das mobile Breitbandnetz inzwischen Ernüchterung eingekehrt ist und Frankreich sogar seine UMTS-Pläne verschieben musste, begrüßt Sommer. "Die Goldgräbermentalität ist verschwunden", freut sich der Telekom-Chef. Dass er selbst noch tief in die Tasche greifen musste für die deutschen UMTS-Lizenzen – na ja, ist eben dumm gelaufen. Kritik übt Sommer weniger an der deutschen Regulierungsbehörde als vielmehr an den unterschiedlichen Vergabeprozeduren für die begehrten Wellen in europäischen Ländern: "Es ist bedauerlich, dass in Europa nicht die Chance genutzt wurde, ein gemeinsames Verfahren einzuführen." (Stefan Krempl) / (jk)