Russischer Satellitenabschuss: Immer mehr Trümmer gezählt, Kritik hält an

Die beim Abschuss eines sowjetischen Satelliten entstandenen Trümmer werden weiter gezählt. Immer mehr Staaten üben Kritik, aber einer bleibt auffallend still.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 332 Kommentare lesen

SImulierte Darstellung der entstandenen Trümmerwolke

(Bild: Hugh Lewis)

Lesezeit: 3 Min.

Tage nach dem russischen Test einer Anti-Satellitenrakete, durch den unter anderem die Internationale Raumstation ISS in Gefahr gebracht wurde, wächst die Kritik. Gleichzeitig wird das Ausmaß des Schadens weiter analysiert. Während US-Behörden noch keine neuen Zahlen zu den Trümmern und deren Bahnen öffentlich gemacht haben, zählen private Firmen immer mehr. Leo Labs etwa hat mit den eigenen Antennen schon 288 Trümmer gefunden, von denen manche die Bahn der ISS kreuzen. Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik hat ebenfalls "eine starke Zunahme von Trümmerteilen" festgestellt. Erwartet wird, dass sich die Zahl drastisch erhöht, wenn die Teile sich weiter voneinander entfernen und besser auseinanderzuhalten sind.

Nachdem Kritik an dem Test und der Gefährdung nicht nur der ISS zuerst in den USA und später weiteren Staaten laut geworden war, hat sich nun auch die Europäische Weltraumagentur ESA geäußert. Deren Chef Josef Aschbacher war nach eigenen Angaben in Kontakt mit dem deutschen Raumfahrer Matthias Maurer, der aktuell auf der ISS ist. Die absichtliche Schaffung von Weltraumschrott sei unverantwortlich und setze Raumfahrende inakzeptablen Risiken aus, ergänzte er – ohne Russland explizit zu erwähnen. Auch Kanada hat den Test verurteilt. Aufmerksam werden derweil noch Reaktionen Chinas beobachtet. Die Volksrepublik arbeitet selbst an solchen Waffen, hat aber gegenwärtig auch Raumfahrer auf der eigenen Raumstation und sich noch nicht geäußert.

Was sich am Montag auf der ISS abspielte, als von der Erde aus die neue Trümmerwolke entdeckt worden war, fasst die NASA in einem Blogeintrag zusammen. Die Besatzung wurde demnach geweckt und aufgefordert, bestimmte Lucken zu schließen. Sollten Trümmer die ISS treffen und Lecks verursachen, müsste die anwesende Crew den betroffenen Bereich abriegeln und sich notfalls in die Raumkapseln flüchten, um notfalls zu flüchten, heißt es noch. Dass die Besatzung am Montag bereits in den Raumkapseln saß, war schon bekannt. Weil die Trümmerwolke durch den Abschuss frisch geschaffen worden war, war unklar, wie gefährlich sie ist. Noch immer kommt die ISS alle 93 Minuten an den Überresten des Satelliten vorbei. Inzwischen kehre aber wieder Normalität ein, die geschlossenen Luken wurden geöffnet. Man behalte die Lage im Blick.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Mit Teleskopen wurden einige Trümmer auch bereits von der Erde aus abgebildet. Das US-Unternehmen Slingshot Aerospace hat solche Bilder veröffentlicht. Mit den gesammelten Daten zu den Trümmern wurden außerdem auch Simulationen des Abschusses und der Folgen erstellt. Die zeigen das immense Trümmerfeld. Laut ersten Zahlen waren bei dem Abschuss mehr dieser gefährlichen Überreste entstanden, als bei allen anderen Satellitenabschüssen in der Vergangenheit zusammen. Der US-Astronom Jonathan McDowell hat deswegen nicht nur den Test selbst kritisiert, sondern auch die Wahl des vergleichsweise großen Satelliten Kosmos 1408 als Ziel. Dafür gebe es keinen Grund, sagte er Space.com. Die Gefahr durch die Trümmer sei dadurch besonders groß, außerdem würden die viel länger gefährlich bleiben. Russland hatte die Kritik bereits entschieden zurückgewiesen und versichert, für die Crew auf der ISS bestehe keine Gefahr.

(mho)