Russlands Raumfahrt spürt Wirtschaftskrise - Bemannter Flug verzögert

In Wostotschny rund 8000 Kilometer östlich von Moskau plant Russland die Zukunft seiner Raumfahrt. Doch die Weltraumbehörde Roskosmos muss sparen - zum Schaden des neuen Kosmodroms?

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Kosmodrom Russland

(Bild: Roskosmos)

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Die russische Raumfahrt bekommt die schwere Wirtschaftskrise im Riesenreich zu spüren. Die Mittel für Weltraumprojekte bis 2025 sinken um rund 25 Prozent auf 2,4 Billionen Rubel (etwa 30 Milliarden Euro), wie Juri Koptjow von der Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau ankündigte. Zudem verzögert sich Berichten zufolge der erste bemannte Start vom neuen Kosmodrom Wostotschny um sieben Jahre auf voraussichtlich 2025. Grund sollen technische Tests vor dem Flug sein.

Russland steckt in einer tiefen Krise. Vor allem der niedrige Ölpreis belastet den Staatshaushalt der Rohstoffmacht. Der Rubelkurs hat seit Mitte Mai rund 47 Prozent seines Wertes zum Euro verloren. Russlands Premierministers Dimitri Medwedew hatte vor wenigen Tagen betont, das neue Kosmodrom solle ausschließlich mit russischer Technik realisiert werden.

Die Kürzungen werfen ein Schlaglicht auf die Probleme der Raumfahrtbranche. Neue Projekte würden nicht ausreichend durchdacht und geplant, und die Finanzen würden nicht streng genug überprüft, kommentiert die Zeitung Wedomosti am Dienstag. Grund für die Verzögerung für bemannte Flüge am Weltraumbahnhof Wostotschny dürfte demnach sein, dass die dafür vorgesehene neue Trägerrakete vom Typ Angara-A5W noch nicht vollends entwickelt sei. Startrampen für bemannte Sojus-Raketen sind in Wostotschny nicht geplant.

Die russische Raumfahrt wurde zuletzt immer wieder von Pannen und Rückschlägen gebeutelt. So verloren die Russen Anfang des Jahres aufgrund technischer Pannen einen unbemannten Frachter vom Typ Progress M-27M. Kurz darauf stürzte eine Trägerrakete vom Typ Proton-M kurz nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur im Süden Sibiriens in der Nähe zum Baikalsee wegen eines Triebwerkschadens ab.

Wostotschny ist der Stolz der Raumfahrtnation Russland. Ursprünglich sollten die ersten Kosmonauten 2018 von dem hochmodernen Kosmodrom nahe der chinesischen Grenze ins All fliegen. Zuletzt war bereits eine Verzögerung bis 2020 im Gespräch.

Von 2021 an müsse die Technik getestet werden, räumte auch Igor Burjenkow von Roskosmos der Zeitung Istwestija zufolge ein. "Bis 2025 wollen wir das Niveau für bemannte Flüge erreichen", sagte er. Seit 2010 baut Russland an Wostotschny rund 8000 Kilometer östlich von Moskau. Zuletzt hatte es von der wichtigsten Baustelle des Landes immer wieder Berichte über Probleme bei den Gehaltszahlungen für die Bauarbeiter gegeben.

Mit Wostotschny will sich Russland auch unabhängig machen vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan, den das Land für 115 Millionen US-Dollar (rund 101 Mio. Euro) im Jahr pachtet. Für den 2. September ist in Baikonur der nächste bemannte Start von drei Raumfahrern zur Internationalen Raumstation ISS geplant. Im fast fertiggestellten Wostotschny wollen Experten den Flug bereits testweise per Übertragung verfolgen, wie die Agentur Tass meldete. (axk)