Rust Survey 2019: Rust-Nutzer wollen besser abgeholt werden

Eine Umfrage unter Entwicklern spürte der Frage nach, welche Hürden es für Rust noch zu meistern gibt. Bessere und mehrsprachige Dokumentation ist gefragt.

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Rust Survey 2019: Rust-Nutzer wollen besser abgeholt werden
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Silke Hahn

Der Rust-Survey 2019 ist erschienen: Rund 4000 Entwickler haben in 14 Sprachen beantwortet, ob, wie, wofür, mit welchem Ergebnis und wie oft sie Rust einsetzen. Die Frage, warum sie Rust noch nicht oder nicht mehr einsetzen, stand im Zentrum, da die Popularität der Programmiersprache in einschlägigen Rankings zuletzt stagnierte.

Teilnehmer der Befragung gaben "Produktivität" als Hauptziel an, und zwar unabhängig davon, ob sie Rust bereits nutzen oder das erst planen. Zugleich nannten die Befragten die lange Lernkurve als Hürde. Grund dafür sei unter anderem ein Mangel an Tutorials und Dokumentation für Entwickler mit mittlerem Kenntnisniveau, aber auch sprachliche Hürden scheinen generell eine Rolle zu spielen: Mindestens ein Drittel der befragten Entwickler hat eine andere Muttersprache als Englisch, die Mehrheit wünscht sich aber mehr Informationen in der eigenen Sprache.

Von den Befragten gab rund ein Viertel (27,6 Prozent) an, Rust täglich zu verwenden, wöchentlich nutzen es 40 Prozent und rund 20 Prozent einmal im Monat. Die Mehrzahl der Befragten arbeitet im Bereich Programmieren und Softwareentwicklung (rund 1200 Teilnehmer), etwa 300 gaben an, Frontend-Webentwickler zu sein oder Rust nur als Hobby zu betreiben. Die in Rust geschriebenen Anwendungen umfassen laut Survey großteils 1000 bis 10.000 Zeilen Code. Rund 1000 Befragte arbeiten an Projekten mit bis zu 100.000 Zeilen Code. Über die Hälfte gab an, Linux als Betriebssystem zu verwenden (55 Prozent), rund ein Viertel entwickelt auf Windows (24 Prozent) oder auf macOS (23 Prozent).

Tortendiagramm stellt dar, wie oft Teilnehmer des Rust-Survey 2019 Rust nutzten

(Bild: Rust Blog)

Die Mehrzahl der Befragten gab ihren Kenntnisstand auf einer Skala von 1 (Anfänger) bis 10 (Experte) mit 7 an, als stark fortgeschritten oder gar als Experten bezeichnen sich nur wenige. Der Großteil verortet den eigenen Erfahrungsstand eher im fortgeschrittenen Mittelfeld. Die mit der Programmiersprache verbundene steile Lernkurve bezeichneten Rust-Entwickler als größte Herausforderung. Insbesondere Entwickler mit nur mittlerem Erfahrungsniveau fühlen sich laut Survey noch nicht richtig abgeholt. So wünschen sich die Befragten mehr Online-Angebote zum Erlernen und Vertiefen von Rust, mehr Blogs und Tutorials mit einfachen Code-Beispielen und insbesondere mehr Angebote zum Weiterlernen für Anwender auf mittlerem Niveau.

Gründe, wieso Rust-Interessierte Rust noch nie verwendet haben

(Bild: Rust Blog)

Das deckt sich mit Trendanalysen einiger Rankinganalysten wie TIOBE, PYPL und RedMonk: Rust stagnierte nach größeren Sprüngen in den Vorjahren zuletzt außerhalb der Top-20. Bei der Frage, ob ein Entwickler Rust nutzt oder nicht und wie weit er sich dann in die Sprache vertieft, scheint der individuelle Unternehmenshintergrund eine Rolle zu spielen. Befragte, die Rust nicht mehr nutzen, gaben als Begründung großteils an, dass ihre Firma auf den Einsatz der Programmiersprache verzichte. Andere stuften Rust als "einschüchternd" oder schwer erlernbar ein. Einige Befragte gaben auf, da Rust nicht die Librarys unterstütze, die sie für ihre Arbeit bräuchten. Mehr stabile Librarys, eine bessere Dokumentation, besserer Support und eine flachere Lernkurve stehen oben auf dem Wunschzettel der an Rust Interessierten.

Balkendiagramme zu den Fragen, inwieweit die Rust-Dokumentation und die Lernkurve sich im Vergleich zu 2018 verbessert hätten

(Bild: Rust Blog)

Eine wesentliche Hürde stellt offenbar die Sprach- und Länderbarriere dar: Rust-Nutzer beklagten, dass Live-Meetings sich stets an den US-Zeiten orientieren, was zum Beispiel EU-Bürgern zu später Stunde die Teilnahme erschwere. Nutzer mit Englisch als Fremdsprache, wünschten sich durchwegs mehr Dokumentation zu Rust in ihrer eigenen Sprache, wie zum Beispiel Chinesisch (über 10 Prozent der Befragten), Deutsch (rund 4 Prozent), Französisch (rund 3 Prozent) oder Japanisch (3 Prozent).

Zu den Programmiersprachen Go und Rust sind zeitgleich die Ergebnisse zweier Surveys 2019 erschienen. Beide Sprachen sind als Newcomer seit rund 10 Jahren präsent und zählten in verschiedenen Programmiersprachen-Rankings zuletzt zu den "Aufsteigern" – wobei Go zurzeit offenbar stärker wächst als Rust. Auffällig ist, dass Rust trotz des grundsätzlichen Interesses seitens der Community zuletzt stagnierte.

Mehr Infos

Die Ergebnisse des Surveys 2019 zu Rust lassen sich im Detail im Blog nachlesen. Für den Einstieg in Rust steht die englischsprachige Dokumentation bereit, die teilweise auch in anderen Sprachen vorliegt. Als Einstieg gilt vor allem "The Book", das derzeit nur auf Englisch zu existieren scheint. Rust-Neulinge finden auf GitHub einen kleinen Kurs, einige Anwendungsbeispiele lassen sich dem Example-Bereich des Blogs entnehmen. Dokumentation in weiteren Sprachen ist für Rust in Arbeit, das Übersetzungsprojekt befindet sich auf GitHub. (sih)