Cloud gewinnt, Lizenzgeschäft verliert: SAP sieht sich auf Kurs

Das Cloudgeschäft brummt beim Softwarekonzern SAP. Trotz schwierigen Wirtschaftsumfelds rechnet man aufs Jahr mit deutlichem Plus bei Umsatz und Gewinn.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht

(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von

Europas größter Softwarehersteller SAP sieht sich nach deutlichen Zuwächsen im dritten Quartal auf Kurs zu den Jahreszielen. Firmenchef Christian Klein rechnet trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und zunehmender geopolitischer Spannungen mit einem Umsatzplus und einem deutlichen Anstieg des operativen Gewinns. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll 2023 währungsbereinigt im Vergleich zum Vorjahreswert von knapp acht Milliarden Euro um 8 bis 12 Prozent zulegen, teilte der Konzern am Mittwochabend nach US-Börsenschluss mit.

Bei den Cloud- und Softwareerlösen peilt Klein einen um die Folgen des im Jahresvergleich starken Euro bereinigten Wert zwischen 27,0 Milliarden Euro und 27,4 Milliarden Euro an – das wäre eine um Währungseffekte bereinigte Wachstumsrate von sechs bis acht Prozent. Deutlich höher soll der Anstieg im Cloudbereich ausfallen. Nachdem Klein hier im Sommer noch etwas zurückrudern musste, wurde die Prognose dieses Mal bestätigt. Die Clouderlöse sollen währungsbereinigt in einer Spanne zwischen 14,0 und 14,2 Milliarden Euro liegen und damit 23 bis 24 Prozent höher als noch 2022.

In der Cloud liegt auch das von der SAP-Spitze erklärte Zukunftsgeschäft. Kunden, die SAP-Software cloudbasiert nutzen, zahlen einen geringeren Betrag über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren – bleiben aber dann oft länger Kunde, weil sie ohne Vertrag die Software nicht mehr nutzen können. Der Umsatz ist für SAP somit besser planbar als im Lizenzgeschäft, wo die Software für eine hohe Einmalzahlung verkauft wird. Das einträgliche Geschäft mit den Softwarelizenzen gegen hohe Einmalzahlungen fährt SAP dagegen Stück für Stück zurück, was bei der Anwenderschaft mitunter für Verstimmung sorgt. Insgesamt sollen die besser planbaren Umsätze aus Cloudabos und dem Wartungsgeschäft für Lizenzsoftware dieses Jahr 82 Prozent der Gesamterlöse ausmachen, ein Plus von rund 3 Prozentpunkten.

In den drei Monaten bis Ende September zog der Umsatz um vier Prozent auf etwas mehr als 7,7 Milliarden Euro an – währungsbereinigt habe das Plus bei neun Prozent gelegen. Die Clouderlöse legten bereinigt um 23 Prozent auf 3,47 Milliarden Euro zu. Damit blieb SAP zwar etwas hinter den Erwartungen der Experten zurück, konnte aber das Wachstum im Vergleich zum zweiten Quartal deutlich beschleunigen. Besonders starkes Wachstum zeigten die Erlöse für den Bereich SAP S/4HANA Cloud, die währungsbereinigt um 77 Prozent zulegten auf 914 Millionen Euro. Die Erlöse aus Softwarelizenzen verloren weiter an Bedeutung für das Unternehmen und sanken bereinigt um 17 Prozent auf 335 Millionen Euro.

Besser als von Analysten erwartet fiel das operative Ergebnis aus. Der operative Gewinn sei währungsbereinigt um 16 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro gestiegen. In Summe verdiente der Konzern 1,7 Milliarden Euro und damit 34 Prozent mehr als vor einem Jahr.

"Unsere Ergebnisse für das dritte Quartal sind ein erneuter Beleg dafür, dass wir in die nächste Phase unserer Transformation eingetreten sind", sagte Klein. "Wir haben das Cloudwachstum in unserem gesamten Portfolio beschleunigt." Zudem seien die Margen in dem Geschäft deutlich gestiegen. Neben dem Fokus auf die Cloud steht auch der Branchen-Hype um Künstliche Intelligenz im Vordergrund. SAP hat jüngst weitere Investitionen angekündigt und seinen KI-Assistenten namens Joule vorgestellt. Klein hatte zuletzt angedeutet, dass er für die mit KI angereicherten Programme Preisaufschläge von bis zu 30 Prozent im Auge hat.

(axk)