SAP: Cloud schwächer als erwartet, Lizenzen schrumpfen weniger als befürchtet

Für das Geschäftsjahresquartal legte SAP eine durchwachsene Bilanz vor: Die schwächelnde Umsatzentwicklung im Cloud-Geschäft trübte die Stimmung an der Börse.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen

(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Achim Born

„Ein weiteres starkes Quartal liegt hinter uns“, lobte SAPs Konzernchef Christian Klein die Geschäftsentwicklung im zweiten Jahresquartal. Bei den Finanzanalysten fiel das Urteil über die Quartalsbilanz deutlich kritischer aus. Denn die Einnahmen, insbesondere im Cloud-Geschäft, entwickelten sich schwächer als im Vorfeld prognostiziert. Dass der Konzern den Wachstumskorridor für den Umsatz im laufenden Jahr ein wenig nach unten justierte, führte zu weiterer Verstimmung. In Folge brach der Aktienkurs nach der Bilanzvorstellung am Donnerstagabend im Späthandel um circa fünf Prozent ein.

Viele grüne Pfeile und doch hinter den Erwartungen zurückgeblieben: SAPs Quartalszahlen für 2/23.

(Bild: SAP)

Konkret verbesserte SAP den Umsatz laut Geschäftszahlen im zweiten Jahresquartal um fünf Prozent auf 7,55 Milliarden Euro. Dabei stiegen die Cloud-Erlöse um 19 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, lagen damit aber rund 100 Millionen Euro unter den Erwartungen an der Börse. In dieser Kategorie stach S/4HANA Cloud mit einem Plus von 74 Prozent auf 823 Millionen heraus. Im PaaS-Segment (vornehmlich SAP Business Technology Platform und Signavio) steigerte das Unternehmen die Einnahmen um 42 Prozent auf 521 Millionen Dollar. Dass das Cloud-Geschlecht insgesamt schlechter als erwartet performte, erklärte SAP-Chef Klein mit Verzögerungen bei einigen größeren Vertragsabschlüssen. Angesichts der schwierigen geopolitischen Großwetterlage sollen seinen Ausführungen zufolge Anwender aus dem öffentlichen Sektor gegenwärtig wieder eher die klassischen Lizenzprodukte präferieren. Dazu passt, dass im Quartal der Umsatz im Geschäft mit Softwarelizenzen mit minus 26 Prozent auf 316 Millionen Euro weniger stark als prognostiziert wegbrach.

Kräftig ausbauen konnte SAP die Gewinnpositionen im Quartal. Das Betriebsergebnis erhöhte sich beispielsweise um 28 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro. Zurückzuführen ist das unter anderem auf den Abschluss des Programms Next-Generation Cloud Delivery, unter dessen Dach vor gut zwei Jahren die technische Harmonisierung der Cloud-Infrastruktur gestartet war. Seitdem wurden laut offizieller Auskunft über 20.000 Kunden und eine halbe Million Mandanten migriert. Neben den damit verbunden Effizienzvorteilen im Betrieb belasteten auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs die Ergebnisseite nicht mehr so stark. Im zweiten Quartal des Vorjahres hatte SAPs Entscheidung, die Geschäftsaktivitäten in Russland und Belarus einzustellen, hier deutlich Spuren hinterlassen.

Wächst langsamer als erwartet: das Cloud-Geschäft.

(Bild: SAP)

Den Gewinn nach Steuern verbesserte SAP um 18 Prozent auf 724 Millionen Euro. Zu beachten dabei ist, dass sich dieser – wie auch die Umsatzzahlen – allein auf die fortgeführten Geschäftsbereiche bezieht. Denn seit dem ersten Quartal 2023 wird die US-amerikanische Tochterfirma Qualtrics, deren Verkauf an ein Investorenkonsortium rund um Silver Lake und dem Canada Pension Plan Investment Board anstand, gemäß Börsengepflogenheiten als aufgegebener Geschäftsbereich eingestuft. Inzwischen ist der Verkauf durch und SAP durfte einen erheblichen Sondererlös verbuchen, der den Quartalsgewinn in Summe auf knapp 3,4 Milliarden Dollar hievte.

Beim Betriebsergebnis gibt sich das SAP-Management nun für das gesamte Geschäftsjahr auch optimistischer und hob den Ausblick um 50 Millionen Euro an. Das Ergebnis soll sich nunmehr in einer Spanne zwischen 8,65 Milliarden Euro und 8,95 Milliarden Euro einpendeln. Diese Spanne entspricht währungsbereinigt einer Wachstumsrate von acht bis zwölf Prozent (2022: 7,99 Mrd. €). Der Ausblick bei den Cloud-Einnahmen fällt dagegen etwas verhaltener aus. Er soll sich 2023 währungsbereinigt nur noch zwischen 14,0 Milliarden und 14,2 Milliarden Euro bewegen. Diese am oberen Ende um 200 Millionen Euro kürzere Spanne entspricht einer Wachstumsrate von 23 bis 24 Prozent und nicht mehr wie zuvor um 26 Prozent.

Will Kapital aus KI in Prozessen schlagen: SAP-CEO Christian Klein.

(Bild: SAP)

Die Bilanzvorlage nutzte das SAP-Management im Übrigen auch, die Marktchancen durch neue KI-gestützte Angebote zu beleuchten. Nach anfänglicher Zurückhaltung ist der Konzern hier inzwischen in die Offensive gegangen und hat unter anderem kürzlich Investitionen in einschlägige Start-ups verkündet. Der Einbau von KI-Features in das eigene Portfolio soll sich für Anwender in einer deutlichen Leistungssteigerung auszahlen. Allerdings hält SAP in diesem Kontext zwei Wermutstropfen für seine Kundschaft bereit. Zum einen will der Konzern aus dem Produktionszuwachs Kapital schlagen und spricht von Preisaufschlägen von bis zu 30 Prozent für Prozesslösungen mit hohem KI-Anteil. Zum anderen bleibt die On-Premises-Produktwelt von SAP außen vor, da die neuen „Premium“-Prozesse exklusiv im Rahmen der Cloud-Varianten von SAP S/4HANA angeboten werden.

(jvo)