SCO vs. IBM: "Selbstmordversuch" des Unix-Traditionshauses?

Bruce Perens, Eric Raymond und andere Open-Source-Befürworter stellen sich auf die Seite von IBM gegen die Klage von SCO, Big Blue habe für seine Linux-Initiative geistiges Eigentum des Unix/Linux-Hauses gestohlen.

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SCO bringt mit seiner Klage gegen IBM nicht wenige Software-Entwickler gegen sich auf. Medienberichte zitieren Stimmen aus der Open-Source-Gemeinde, nach denen die Schadensersatzklage über eine Milliarde US-Dollar als "böse" und als "Anschlag auf das Herz der Community" bezeichnet wird. Manche Entwickler fühlen sich gar beleidigt oder bezeichnen das Verhalten der SCO Group als selbstmörderisch. Eric S. Raymond, als Autor des Open-Source-Thesenpapiers The Cathedral and the Bazaar bekannt geworden, meint, die Klage sei "deeply stupid".

Open-Source-Experte Bruce Perens hatte bis zu seinem Posting auf Slashdot.org die Klageschrift noch nicht gelesen, dennoch hatte er einen Vergleich parat: SCO verhalte sich wie ein Dieb, der mit seiner Waffe auf den eigenen Kopf zielt und sagt: "Gib mir Dein Geld, sonst schieße ich." Perens glaubt, dass SCO nur eine sehr geringe Chance hat, sich mit der Klage durchzusetzen.

Die SCO Group verklagt IBM, weil Big Blue im Rahmen seiner Linux-Initiative geistiges Eigentum von SCO gestohlen haben soll. Zudem argumentiert SCO, selbst noch Anbieter von Linux-Versionen und Mitglied der United-Linux-Initiative, Linux sei keine ernsthafte Konkurrenz für die eigene kommerzielle Unix-Plattform auf der Basis von Intel-Hardware gewesen, bevor IBM Linux massiv gefördert habe. In einem Brief an IBM droht SCO zudem damit, man werde die Lizenz zurückziehen, unter der IBM AIX vertreiben darf, wenn nicht innerhalb von 100 Tagen bestimmte Forderungen erfüllt würden.

Perens meint nun, SCO übersehe, dass viele der durch Linux für Unternehmen bereitgestellten Funktionen nicht originär von Unix stammen. Die meisten seien in der Grundlagenentwicklung programmiert worden und seien von dort in Unix eingeflossen. Bei diesen und anderen Klagepunkten habe SCO keine Chance, meint Perens. Darum glaubt er, SCO wolle von IBM übernommen werden. IBM könne auf diese Weise SCO zum Schweigen bringen wollen. Auch könne Microsoft im Rahmen seiner "FUD-Strategie" Appetit an SCO bekommen. Perens ebenso wie Eric S. Raymond unterstellen Microsoft gerne, das Unternehmen wolle durch Halbwahrheiten Angst, Unsicherheit und Zweifel (Fear, Uncertainty, Doubt) säen.

Abseits solcher Spekulationen meint Perens, die freien Software-Entwickler tolerieren es nicht, dass jemand Besitzansprüche erhebt. Darum ruft er zu einem Boykott der Firma SCO auf. Auch wolle er sich in dem Verfahren IBM als Zeuge oder als Sachverständiger zur Seite stellen. Perens glaubt, am Ende werde nicht viel von SCO übrig bleiben. (anw)