SCO vs. Linux: DaimlerChrysler punktet

Der Automobilkonzern, dem SCO vorwirft, nicht rechtzeitig und nicht ausreichend über die Verwendung von der durch SCO gelieferten Unix-Software Auskunft erteilt zu haben, hat in einer Anhörung vor Gericht in fast allen Punkten gewonnen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 480 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

In der unendlichen Geschichte um mögliche Verletzungen des geistigen Eigentums der SCO Group hat der Automobilkonzern DaimlerChrysler in einer Anhörung vor Gericht in fast allen Punkten gewonnen. Die SCO Group hatte Anfang des Jahres DaimlerChrysler verklagt, nicht rechtzeitig und nicht ausreichend über die Verwendung von der durch SCO gelieferten Unix-Software Auskunft erteilt zu haben. Gegen die Klage machte DaimlerChrysler geltend, dass seit sieben Jahren keinerlei SCO-Software im Konzern mehr eingesetzt werde. Daher müsse man nicht dem Ersuchen von SCO folgen und Auskunft darüber geben, auf wie vielen Prozessoren welche Version der SCO-Software laufe.

In der mündlichen Verhandlung zu diesem Aspekt der Eigentumssicherung von SCO folgte Richterin Rae Lee Chabot weitgehend der Position der Rechtsanwälte von DaimlerChrysler. Ausschlaggebend war dabei das Software Agreement, das die Chrysler Motor Corporation mit dem Rechtsvorgänger AT&T abgeschlossen hatte. Offen blieb allein die Frage, ob DaimlerChrysler als Rechtsnachfolger von Chrysler rechtzeitig innerhalb der von SCO gesetzten 30-tägigen Antwortsfrist reagiert hat. Da das Auskunftsersuchen von SCO zur Weihnachtszeit erfolgte und die Firma selbst diese Periode als Entschuldigungsgrund für nicht eingehaltene Termine anführte, wird diesem noch offenen Anklagepunkt von den den Fall kommentierenden Juristen keine größere Bedeutung zuerkannt.

Der SCO-Anwalt Mark Heise hat während der Verhandlung mit der Formel der nicht wörtlichen 1:1-Kopie von Prozeduren und Eigenschaften des geistigen Eigentums von SCO, die möglicherweise entgegen der US-Exportbestimmungen beim deutschen Konzern DaimlerChrysler Verwendung fanden, argumentiert. Ob diese Argumentation Aussicht auf eine Weiterführung des Verfahrens hat, erscheint zweifelhaft. Prominente SCO-Kunden aus der deutschen Automobilbranche waren BMW, Opel und Ford, jedoch nicht die Stuttgarter Autobauer. Sie kauften wie die Chrysler Corporation ihre Unix-Lizenzen direkt bei AT&T ein.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)