SCO vs. Linux: Der Richter ist nicht amüsiert

Der Prozess um angeblich von IBM unrechtmäßig in Linux übernommenen Quellcode aus Unix System V hängt am berühmten seidenen Faden: Der vorsitzende Richter übte deutliche Kritik am Vorgehen von SCO.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Voruntersuchung zum Prozess zwischen der SCO Group und IBM um angeblich unrechtmäßig übernommenen Quellcode hat Richter Kimball deutliche Kritik an der Taktik von SCO geübt, die Beweisaufnahme zu verschleppen. Vor allem das Fehlen der immer wieder angeführten Beweise bezeichnete Kimball als "erstaunlich", das Verhalten von SCO gegenüber IBMs Argumenten als "ignorant". Dennoch erklärte er den Antrag von SCO auf Fortsetzung des Verfahrens für rechtens und gewährte der Firma damit eine weitere, womöglich letzte Chance, das Verfahren zu verzögern. Drei Anträge von IBM aus dem Punkt 10 der Gegenklage zur offiziellen gerichtlichen Tatsachenfeststellung -- und damit der möglichen Einstellung des Verfahrens schon in der Beweisaufnahme -- wies der Richter zurück.

Wörtlich heißt es:

"Nevertheless, despite the vast disparity between SCO's public accusations and its actual evidence -- or complete lack thereof -- and the resulting temptation to grant IBM's motion, the court has determined that it would be premature to grant summary judgment on IBM's Tenth Counterclaim."

Die deutliche Kritik des Richters, die mehrfach eine Verärgerung über die pusselige Suche von SCO zum Ausdruck bringt und die "Versuchung, IBMs Begehren zu entsprechen", artikuliert, überrascht. Auch wenn sich am Ablauf des Verfahrens mit den Entscheidungen zunächst nichts ändert, wird deutlich, dass SCO seine Position dringend durch Fakten stärken müsste -- der Prozess hängt damit am berühmten seidenen Faden. Mit seinen Ausführungen steht der vorsitzende Richter Kimball in deutlicher Distanz zur Untersuchungsrichterin Wells, die im Januar IBM dazu verpflichtete, sämtliche Versionsstände von AIX und Dynix zur Untersuchung an SCO zu übergeben.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)