SCO vs. Linux: Geld aus Deutschland für SCO-Investor Norris [Update]

Zahlungen an einen Investor sorgen in den Verhandlungen über die Liquidation der SCO Group für eine weitere Pointe. Prozessunterlagen zufolge sollen der SCO-Chef und die deutsche SCO-Tochter im Jahr 2008 Geld an Norris gezahlt haben.

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Von
  • Detlef Borchers

In den Verhandlungen über die Liquidation der SCO Group sorgt ein Einspruch von IBM vor dem Konkursgericht für eine weitere überraschende Pointe. Nach Angaben der IBM-Anwälte soll SCO-Chef Darl McBride im Jahr 2008 über einen Strohmann den Investor Steven Norris mit eigenem Geld bezahlt haben, damit dieser weitere Interessenten für Investitionen in SCO sucht. Weiteres Geld sei von der Tochterfirma SCO Deutschland gezahlt worden, mit der Norris einen Beratervertrag abgeschlossen haben soll. Die Rolle von Norris, der zuletzt mit einer Investorengruppe namens Gulf Capital die Rettung von SCO versprach, wird damit zum Dreh- und Angelpunkt der unendlichen Geschichte.

Vor den voraussichtlich am 27. Juli beginnenden Verhandlungen über die endgültige Liquidation der konkursbedrohten SCO Group haben Novell und IBM ihre Einsprüche beim Konkursgericht eingereicht. Beide Firmen sind in juristische Auseinandersetzungen mit SCO verwickelt. Im Verfahren SCO gegen Novell geht es um die Rechte an Unix; im Verfahren zwischen SCOund IBM um unrechtmäßig in Linux kopierten Unix-Sourcecode. Wie die Prozessbeobachter von Groklaw berichten, ist IBM auf brisante Zahlungen gestoßen.

Den Aussagen zufolge soll SCO-Chef Darl McBride über einen Strohmann 100.000 Dollar an den Investor Steven Norris gezahlt haben, damit dieser weiter mit einer Investorengruppe sein Interesse an dem "Klagegeschäft" von SCO ausdrücken kann. Laut IBM-Darstellung zahlte McBride insgesamt 300.000 Dollar an einen Investor namens Mark Robbins, nach dem wegen anderer Geschäfte im US-Bundesstaat Utah inzwischen gefahndet wird. Robbins soll 100.000 Dollar an Steven Norris weitergereicht haben, der überdies 100.000 Dollar von SCO Deutschland erhalten habe. Während das Geld von Robbins ohne jegliche Verträge weiter gereicht worden sei, soll Norris einen Beratervertrag mit SCO Deutschland haben, der indes bis dato nicht aufgetaucht ist.

Bis zur anberaumten Verhandlung will IBM weitere Beweise für die Finanzierungsgeschäfte im Hintergrund erbringen. Juristisch sind vor allem die Zahlungen aus Deutschland von Belang, wenn belegt werden kann, dass SCO im Konkursverfahren bestimmte Geldeinnahmen oder Geldtransaktionen verschwiegen hat. In diesem Zusammenhang dürfte die Rolle des nach eigenen Angaben ehemaligen SCO-Deutschlandchefs und derzeitigen EMEA-Managers Johannes Bayer interessant sein, den SCO als Hans Bayer führt. Ein Hans Bayer hat Whois-Daten zufolge am 24.06.2009 die Domain Unxis.de registriert. Unxis ist wiederum der Firmenname, unter dem die Investorengruppe um Steven Norris einen Neustart im Software-Geschäft mit Unix-Produkten versuchen will. Die juristischen Auseinandersetzungen mit IBM und Novell sollen dabei bei der SCO Group verbleiben und von ihr fortgesetzt werden.

[Update]:
Die von IBM genannten ungewöhnlichen Geldflüsse der SCO Group zum Investor Steven Norris haben den zuständigen Konkursrichter Kevin Gross dazu bewogen, für Mittwoch, den 22. Juli. eine Telefonkonferenz einzuberufen. Auf ihr soll SCO zu den Einsprüchen von Novell und IBM Stellung nehmen.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't-Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (vbr)