SCO vs. Linux: IBM unter der Inquisition

IBM muss nun auch gegenüber dem Klagesteller SCO einräumen, dass das hauseigene Quelltext-Archiv nicht immer jede Forderung befriedigen kann.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

IBM muss nun, glaubt man einem Bericht der Linuxworld, auch gegenüber dem Klagesteller SCO einräumen, dass das hauseigene Quelltext-Archiv nicht immer jede Forderung befriedigen kann.

Die SCO-Anwälte hatten schon im September eine Navigationshilfe für IBMs preisgegebene Quelltextverwaltungssysteme CMVC und RCS verlangt, weil sie sich sonst außer Stande sähen, gestohlenen Code in Big Blues Unix-Software zu entdecken. Bei SCO fühlt man sich mit den selbst angeforderten Programmauszügen geradezu überflutet und wünscht sich nun zusätzliche Orientierungshilfen. Während IBMs Vertreter diese Forderung bislang als überzogen abwehren konnten, produzierte SCO eine lange Liste mit Quelltext-Dateien, die zur Beleuchtung der angeblichen Urheberrechtsverletzungen dienen soll. Und ein Eintrag auf dieser vertraulichen Liste, zur Optimierung des Betriebssystems AIX für PowerPC-Prozessoren, war rot markiert, weil IBM den gewünschten Code nach Aussage seiner Prozessvertreter "nicht finden kann". Die Darstellung in Linuxworld wird aber von Groklaw, die die Auseinandersetzung zwischen SCO und IBM bis ins Detail verfolgen, zumindest auf Grund der Ereignisse in der öffentlichen Verhandlung und unter Bezugnahme auf die nicht unter Verschluss stehenden Dokumente bezweifelt.

Durcheinander um Code bei IBM hatte sich allerdings schon im August gezeigt, als der Konzern in einem anderen Prozess über angeblich gestohlenes geistiges Eigentum gegenüber Compuware geschworen hatte, den dort umstrittenen Softwarecode gebe es gar nicht. Lange nach der gesetzten Frist war dieser dann aber "in einem Schrank in Australien" zufällig doch aufgetaucht. In diesem Prozess war Big Blue wegen Verschleppung des Verfahrens und "grober Mißachtung" verdonnert worden, die dadurch unter Termindruck geratene Software-Analyse aus seiner Tasche zu bezahlen.

Wie sich die Richterin Brooke Wells im Fall SCO gegen IBM entscheiden wird, ist noch nicht absehbar; zunächst einmal hat sie den beiden Unternehmen eine 30-tägige Frist eingeräumt, sich gegenseitig mit Listen zu versorgen, welche Auskünfte sie einander zu geben bereit sind. Und sie verlangte eidesstattliche Erklärungen vom IBM-Management über die Verfügbarkeit des unauffindbaren AIX-Codes.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't): (hps)