SCO vs. Linux: IBM will weiter Codezeilen sehen

Die Auseinandersetzung zwischen SCO und IBM um angeblich unrechtmäßig nach Linux überführten Code wird um einige skurrile Aspekte bereichert. Unter anderem soll die Nennung von Methoden und Konzepten ausreichen, einen Vertragsbruch zu begründen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Wer Methoden und Konzepte beschreibt, wie eine Software arbeiten soll, hat damit noch lange nicht eine illegale Kopie angefertigt oder Teile dieser Software in eine andere transferiert. Sonst wäre jede akademische Veranstaltung oder ein Programmier-Lehrbuch in Gefahr, eine illegale Kopie zu sein. Mit dieser Auffassung wendet sich der von IBM bestallte Gutachter Randall Davis gegen die Definition des Experten der SCO Group, Marc Rochkind. Dieser hatte in der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM als neu hinzugezogener Experte in seinem Gutachten behauptet, dass die Nennung von Methoden und Konzepten ausreiche, einen Vertragsbruch zu begründen.

Insgesamt wird damit die Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM um angeblich unrechtmäßig nach Linux überführten Code aus dem Besitz von SCO um einige skurrile Aspekte bereichert. Zumindest in dem einzigen Fall von insgesamt 198 Vorwürfen, in dem Marc Rochkind etwas konkreter beschreibt, wie der Ideendiebstahl abgelaufen sein könnte, wird seine Theorie vom IBM-Gutachter Punkt für Punkt widerlegt. Beim Vorwurf Nummer 146 nennt SCO offenbar eine E-Mail, in der ein Linux-Programmierer um Hilfe bittet, eine allgemeine Antwort auf diese E-Mail, wie das Problem einzukreisen ist, ein öffentliches Papier, das auf einer IEEE-Konferenz 6 Jahre zuvor vorgetragen wurde und eine URL, die auf das Gesamtprojekt bei Sourceforge verweist. Eine genaue Angabe, in welcher Datei welcher Linux-Version dies Auswirkungen hatte, konnte Randall Davis nicht finden. Aus diesem Grunde beharrt IBM darauf, weiter genaue Angaben über Codezeilen, Dateinamen und Linux-Versionen zu bekommen.

Da IBM innerhalb der vorgeschriebenen 10 Tage auf das Gutachten von Rochkind geantwortet hat, könnte nun die Voruntersuchung in der endlosen Geschichte vom Gericht abgeschlossen werden – sofern es nicht selbst noch Stellung dazu nehmen will, ob die Argumentation von SCO mit "Methoden und Konzepten" überhaupt zulässig ist.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)