SCO vs. Linux: Linux-Schutzprogramme von HP und Novell waren kein Zufall

Während sich Novell in Schweigen hüllt, war es Martin Fink von Hewlett-Packard überlassen, den Streit mit der SCO Group zu kommentieren.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit seiner Rede vor den versammelten Novell-Entwicklern der Hausmesse Brainshare war es Martin Fink von Hewlett-Packard überlassen, den Streit mit der SCO Group zu kommentieren. Bei Novell, das sich aktuell in einem Rechtsstreit mit der SCO Group befindet, herrschte hingegen Stillschweigen. So antwortete der Novell-Stratege Chris Stone im Interview mit heise online auf die Frage nach der SCO Group: "Es soll hier in der Gegend eine Firma dieses Namens geben, aber Genaueres kann ich dazu nicht sagen."

Martin Fink musste sich nicht zügeln: "Es war kein Zufall, dass wir im September unser Indemnification Program verkündet haben. Es war kein Zufall, dass Novell im Januar mit seinem Programm gefolgt ist. Und es ist kein Zufall, dass beide Programme einander ergänzen und aufeinander aufbauen", erklärte Fink in seiner Keynote. In der anschließenden Pressekonferenz oblag es Novell-Chef Jack Messman, die Sachlage zu erklären: Als Hewlett-Packard mit seinem Indemnification Program an die Öffentlichkeit ging, konnten wir nicht reagieren, weil wir gerade in Verhandlungen mit Suse steckten. Als diese vorbei waren, konnten wir unser Indemnification Program verkünden. Aus zwei verschiedenen Blickwinkeln heraus bekommen nun die Kunden die einheitliche Nachricht, dass man Linux ohne Angst einsetzen kann."

Wo der Zufall keine Rolle spielt, spricht man gemeinhin von Planung. Novell, das unter dem Titel Entschädigung verfügbar seine Korrespondenz mit der SCO Group veröffentlicht hat, führt dort bislang nicht die Kommunikation mit Hewlett-Packard in dieser Sache auf. Sollte Novell HP vorgeschickt haben, so ergibt sich zusammen mit dem in dieser Woche abgeschlossenen Investment von IBM in Novell das Bild einer konzertierten Aktion der drei Firmen. Die ebenfalls von SCO verklagte IBM hatte ihr 50 Millionen US-Dollar schweres Investment zu dem Zeitpunkt angekündigt, als Novell sein Schutzprogramm für Linux-Anwender veröffentlichte.

Sollte Novell den Prozess gegen die SCO Group gewinnen, ist die Auseinandersetzung zwischen IBM und der SCO Group hinfällig. Dann aber könnte Novell als legitimer Rechtsnachfolger der Unix-Entwicklung IBM verklagen, sofern über IBM tatsächlich Unix-Code in die Linux-Distribution eingeflossen ist. Zu dieser Möglichkeit gibt es keine Kommentare von Novell. Jack Messman erklärte knapp, man habe alle Trümpfe in der Hand.

Aktuell ist von der Firma ein Antrag bekannt geworden, dass das Verfahren eingestellt werden soll, weil es in der Sicht von Novell keinerlei Dokumente gibt, die die Übertragung der Eigentumsrechte an Unix auf die SCO Group belegen könnten.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)