SCO vs. Linux: Lizenznehmer gefunden [Update]

SCO hat mit dem Provider EV1Servers.net die erste Firma vorgestellt, die Lizenzen für ihre rund 20.000 Server gekauft haben soll; eine Klage gegen einen ersten großen Linux-Anwender soll nun auch eingereicht werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Kurz vor der Bekanntgabe ihrer Quartalszahlen entfaltet die SCO Group, in juristischen Streit unter anderem mit IBM und Novell verwickelt um den angeblich aus Unix System V geklauten Source-Code in Linux, das Copyright an Unix und etwaige Lizenzen für Linux, eine rege Aktivität. Am Dienstag sollte "am späten Nachmittag kurz vor Geschäftsschluss", so SCO-Sprecher Blake Stowell, der Name des ersten Endanwenders veröffentlicht werden, der von SCO verklagt wird. Die von vielen erwartete Präsentation ist allerdings auf den Mittwoch verschoben worden, an dem der Quartalsbericht veröffentlicht wird. Nach Darstellung von SCO seien viele große Anwender geprüft worden, bis am Ende zwei potenzielle Kandidaten übrig geblieben seien. Die Firma, gegen die SCO bereit ist, die vierte Prozessfolge nach IBM, Red Hat und Novell zu eröffnen, soll verklagt werden, weil sie geistiges Eigentum von SCO ohne ausreichende Lizenz einsetzt.

Ob die erneute Verschiebung der Präsentation eines "End-Schuldigen" damit zu tun hat, dass die entsprechende Firma doch in letzter Minute von SCO Lizenzen für das geistige Eigentum gekauft hat, ist unklar. Im Handel solcher Intellectual Property Licenses (IP-Lizenzen) sieht die SCO Group ihr Geschäftsmodell der Zukunft. Eine handvoll Firmen soll nach Auskunft von SCO das entsprechende Antidot erworben haben. Gestern stellte SCO mit dem Provider EV1Servers.net die erste Firma vor, die Lizenzen für ihre rund 20.000 Server gekauft haben soll. Über den genauen Kaufpreis der IP-Lizenzen haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Eine Schätzung ausgehend von den genannten 20.000 Servern verbietet sich, da EV1Servers.net auch ein prominenter Microsoft-Kunde ist.

Mit der Entscheidung, IP-Lizenzen zu erwerben, erregte der Provider den Unmut der eigenen Kundschaft. Aus diesem Grunde schrieb Robert Marsh, Geschäftsführer von EV1Servers.net, einen offenen Brief, in dem er die Gründe für den Kauf darstellte. Dabei betonte Marsh, dass seine Firma die GPL respektiere und die Mitglieder der quelloffenen Szene keinesfalls als Plagiateure sehe, sondern den größten Respekt vor ihren Leistungen habe. Auch sei der Lizenzkauf keine Unterstützung von SCO, sondern nur eine Risikominimierung für das eigene Geschäft. Wie die Diskussionsforen des US-amerikanischen Providers belegen, konnte der offene Brief aufgebrachte Kunden von EV1Servers.net nicht beruhigen.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)