SCO vs Linux: Neuer Finanzchef bei SCO, neuer Anlauf bei Red Hat

Mit dem Wechsel und der neuen Aufgabenverteilung scheint die SCO Group dem Druck der Investoren nachzugeben, die ein neues Management fordern.

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Von
  • Detlef Borchers

Unmittelbar nach der Aktionärsversammlung hat die SCO Group ihren Finanzchef Bob Bench auf einen weniger bedeutenden Posten als Vice President for Corporate Development versetzt. Von hier aus soll Bench noch in diesem Jahr in den Ruhestand gehen. Sein Nachfolger ist Bert Young, wie Darl McBride ein Absolvent des wirtschaftswissenschaftlichen Studiengangs der Universität Utah. Vor seinem Einsatz als Finanzchef von SCO war Young Finanzchef bei LANDesk Software, davor war er unter anderem bei der Zusammenlegung der Firmen Whitman-Hart und USWeb/CKS zur Mega-Consultingfirma marchFIRST als Finanzchef von Whitman-Hart beteiligt. marchFIRST entwickelte sich zu einer der größten Pleiten der Dotcom-Branche.

Mit dem Wechsel und der neuen Aufgabenverteilung scheint die SCO Group dem Druck der Investoren -- namentlich der Risikokapital-Einleger Baystar und Royal Bank of Canada -- nachzugeben, die ein neues Management fordern. Bob Bench war drei Jahre lang Finanzchef der Firma. Er holte unter anderem Darl McBride ins Boot und war als CFO unter anderem für das Investment von Baystar zuständig, das unlängst Druck auf die Firma ausübte. Nach dem so genannten Sarbanes-Oxley Act ist Bench für falsche finanzielle Angaben und Verstöße gegen die Publikationspflicht der Aktiengesellschaft SCO Group persönlich haftend. Trotz der Bekanntgabe des Wechsels sackte der Kurs der SCO-Aktie im Vormittagshandel unter die 7-Dollar-Marke. Dies mag ein Indiz dafür sein, dass weitere Umstrukturierungen anstehen oder zumindest erwartet werden. Für SCO kommentierte Geschäftsführer Darl McBride den Wechsel, dass es nun an der Zeit sei, die internen Geschäftsabläufe zu straffen und das Produktangebot durch Hinzunahme weiterer Technologien durch Aufkäufe und Partnerschaften zu erweitern.

Im Unterschied zu früheren Pressemeldungen fehlen bei der neuesten Meldung von SCO Hinweise auf das Geschäft mit den IP-Lizenzen, die Linux-Installationen vor Klagen durch SCO absichern sollen. Bei der Firma OSRM hingegen, die seit Montag mit einer Art Rechtschutzversicherung gegen SCO-Klagen aufwartet, spricht man von einem sehr erfolgreichen Start. Gegenüber der Zeitschrift CIO weigerte sich Geschäftsführer Daniel Egger indes, konkrete Kunden zu nennen: "Ich will SCO nicht dazu animieren, meine Kunden zu verklagen", erklärte Egger, "Wir wollen, dass sie wie Landminen verstreut sind."

Unterdessen hat der Linux-Distributor Red Hat vor dem Gericht im US-Bundesstaat Delaware ein Schreiben eingereicht, das gegen den vom Gericht verfügten Verhandlungsstopp protestiert. Der Stopp halte die SCO Group nicht davon ab, weiterhin Red-Hat-Kunden zu belästigen und zu verunsichern. Außerdem sei Red Hat die erste Firma gewesen, die sich gegen SCO gestellt habe und daher mit Priorität zu behandeln, argumentiert man mit einer Art Vorfahrtsberechtigung.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)