SCO vs. Linux: Novell will Verfahren fortsetzen

Der Linux-Distributor will mit einer Eingabe beim zuständigen Konkursgericht erreichen, dass das Konkursverfahren der SCO Group gestoppt wird.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit einer Eingabe vor dem zuständigen Konkursgericht in Delaware will Novell erreichen, dass das Konkursverfahren der SCO Group gestoppt und der Konkursschutz aufgehoben wird, damit der weit fortgeschrittene Prozess zwischen SCO und Novell in Utah fortgesetzt werden kann. Erst wenn dieser Prozess beendet sei, könne die Summe genannt werden, die SCO an Novell nach den Lizenzverträgen noch zahlen müsse, erläutern Novells Rechtsanwälte. In einer Fußnote der Eingabe behalten sie sich das Recht vor, SCO wegen Konkursbetruges anzuzeigen.

Für die Aufhebung des Konkursschutzes macht Novell in seiner Eingabe vor allem drei Gründe geltend. Zum Einen sei das Verfahren in Utah mit der grundsätzlichen Entscheidung vom 10. August weit fortgeschritten. Im Sinne der Prozessökonomie sei es daher angebracht, zunächst die beiden noch offenen Fragen zu klären. Für Novell ist dies die Höhe der Summe, die SCO an Novell zahlen muss und die Frage, ob SCO fürderhin berechtigt ist, "Antidot-Lizenzen" und Unix-Lizenzen zu verkaufen.

Zum Zweiten verhandelten in Utah eingespielte Teams einen sehr komplexen Sachverhalt in einem vier Jahre dauernden Verfahren, das in fünf Gerichtstagen beendet sein könne. Es ergebe keinen Sinn, alles noch einmal aufzurollen, zumal die Frage, ob SCO tatsächlich bankrott sei, direkt mit dem Ausgang dieses Prozesses zu tun habe. Außerdem sei der Lizenzhandel als SCO-Geschäftsmodell höchst fragwürdig, argumentiert Novell auf einer dritten Schiene. Wenn in Utah entschieden sei, dass SCO den Lizenzhandel nicht mehr betreiben darf, sei es für das Konkursgericht einfach, die zukünftige Ausrichtung von SCO zu beurteilen. Hilfsweise argumentieren die Rechtsanwälte in einem Zusatzantrag, dass Novell zwangsweise ein SCO-Gläubiger geworden ist, aber kein Interesse am hoch riskanten Geschäftsmodell der Firma habe.

Ehe der zuständige Konkursrichter in der auf den 6. November terminierten Anhörung darüber entscheidet, ob SCO aus dem Insolvenzsschutz entlassen wird oder nicht, haben die SCO-Anwälte die Möglichkeit, auf die Eingaben von Novell zu reagieren. Theoretisch besteht sogar die Möglichkeit, dass sie dem Verfahren zustimmen: In einem Interview mit der US-amerikanischen Computerworld gab sich Darl McBride, CEO der SCO Group, sehr siegessicher. Zwei Drittel aller angefochtenen Gerichtsurteile des zuständigen Richters im Prozess von Utah seien in der nächst höheren Instanz revidiert worden, erklärte McBride. Man sei zuversichtlich, dass dies auch im Verfahren mit Novell passieren werde. Insgesamt wurden nach Recherchen von Mitstreitern der Prozessbeobachtungs-Website Groklaw 25 Urteile von Richter Dale Kimball in zweiter Instanz angefochten. Sechs Urteile wurden dabei komplett kassiert, weitere sechs Urteile wurden teilweise modifiziert und zur Neuverhandlung an das zuständige Gericht zurück verwiesen.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)