SCO vs. Linux: Von BRICs und letzten Schachzügen [Update]

Ungeachtet von Expansionsgedanken in den BRIC-Markt (Brasilien, Russland, Indien, China), wo Linux recht populär ist, setzt die SCO Group ihre juristischen Auseinandersetzungen um angeblich geklauten Code in Linux fort.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Darl McBride, Chef der SCO Group, gehört zusammen mit dem Edelhacker Kevin Mitnick, dem Open-Source Evangelisten Bruce Perens und MySQL-Chef Marten Mickos zu den Rednern der osteuropäischen Interop, die vom 21. bis 23. Juni in Moskau stattfinden wird. Wie SCO in einer Mitteilung verkündet, spricht McBride über das Thema "The UNIX Community Makes BRIC Tick". Mit BRIC sind die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China gemeint, die ihre IT auf offene Standards ausrichten wollen.

Mit offenen Standards ist nicht unbedingt Unix verbunden, an dem die SCO Group die alleinige Rechtsinhaberschaft beansprucht. RedFlag und Turbolinux in China und Mandriva (ehemals Conectiva bzw. Mandrakesoft) in Brasilien sind präsente Marken, während gleich 15 lokalisierte Linux-Versionen den indischen Markt dominieren. Auf der unlängst veranstalteten LinuxAsia veröffentlichten die Marktforscher von Gartner ihren Forecast 2006 für Indien, in dem der Anteil von Open-Source-Software an der gesamten indischen IT mit 50 % veranschlagt wurde. Die Orientierung von SCO auf den BRIC-Markt ist nicht ohne Widersprüche: In einem offenen Brief an den amerikanischen Kongress zum Thema Copyright hatte SCO-Chef Darl McBride die Entwicklung in Russland und Asien als Bedrohung für die amerikanische Software-Industrie bezeichnet und Rechtsschutz angefordert.

Ungeachtet der Expansionsgedanken setzt die SCO Group ihre juristischen Auseinandersetzungen fort. Wie Groklaw berichtet, hat die Firma eine Antwort auf eine Beschwerde von IBM eingereicht. IBM hatte vor Gericht geltend gemacht, dass die in einer Art Torschlusspanik eingereichten SCO-Anträge, auch Dokumente von Intel, Oracle und der Open Group heranzuziehen, nicht berücksichtigt werden sollen. Wie SCO dagegen nun argumentieren will, ist nicht bekannt, da die Antwort von SCO als Verschlusssache deklariert wurde. Das ist im amerikanischen Recht nur dann möglich, wenn zentrale Firmengeheimnisse oder Produktionsverfahren in den Schriftsätzen erwähnt werden müssen. Über die Sache selbst soll am 24. Februar verhandelt werden. Strittig ist dabei nicht nur, ob eine Aktion so kurz vor Schluss der Voruntersuchung zulässig ist, sondern auch die Legimität der Aktion selbst. Im Fall der Eilanträge gegen Intel (PDF-Datei) und Oracle (PDF-Datei) gibt es Zweifel an der Echtheit der Unterschriften.

Update:
Wie SCO in einer weiteren Meldung mitteilt, wird der Mitte 2005 zur Firma gestoßene Tim Negris die BRIC-Expansionsstrategie verantworten. Bevor er bei SCO einstieg, arbeitete Negris bei den Patent-Spezialisten Equinom und ioLogics. In seiner Rolle als Vice President Sales & Marketing bei der Software Solutions Group war Negris für die Einführung von OS/2 in China verantwortlich. Danach arbeitete er bei Oracle, wo er laut der Journalistin Maureen O'Gara als Erfinder des Begriffs vom "Thin Client" gefeiert wurde.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)