SCO vs. Linux: Wer die Vergangenheit kontrolliert ...

SCO, im Rechtsstreit unter anderem mit IBM wegen angeblich geklautem Code in Linux und mit Novell um das Unix-Copyright, beansprucht die Marke "Unix System Laboratories". Unter diesem Namen gliederte einst AT&T seine Unix-Sparte aus.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

"Who controls the past controls the future", schrieb dereinst George Orwell in seinem Roman 1984. Einen vergleichbaren Gedanken mögen die Anwälte der SCO Group gehabt haben, die im Rechtsstreit unter anderem mit IBM um angeblich von Unix System V unrechtmäßig in Linux übernommenen Sourcecode und mit Novell um das Copyright an Unix liegt. SCO jedenfalls hat sich jetzt Groklaw zufolge um die Marke "Unix Systems Laboratories" bemüht. Unter diesem Namen gliederte der Telefonkonzern AT&T einstmals die Abteilung aus, die Unix für verschiedene Kunden entwickelte. Bis 1993 gehörte dieser Markenname der USL respektive der Unix International, dann kaufte Novell die gesamte Unix-Erbschaft auf. Von 1993 bis 2000 ließ sich Novell den Namen schützen, solange es seine Unix-Variante namens UnixWare vertrieb.

Mit dem Namensrecht an Unix Systems Laboratories möchte die SCO Group, die dieser Tage in Las Vegas ihr 25-jähriges Bestehen feiern möchte, die geschichtliche Kontinuität betonen, in der sich die Firma wähnt. Tatsächlich aber ist die heutige SCO Group aus der Firma Caldera Systems hervorgegangen, während die alte, 1979 gegründete Firma SCO heute unter dem Namen Tarantella firmiert. Als geschützten Namen besitzt die SCO Group derzeit den Slogan "SCO grows your business".

Wie das Geschäft mit SCO-Software wächst, macht eine andere Nachricht deutlich, die in der Newsgroup comp.unix.sco.misc auftauchte. Ihr zufolge hat die Firma Glyph & Cog, Maintainer des freien PDF-Betrachters xpdf, den Support für alle SCO-Plattformen eingestellt. Bezug genommen wird dabei auf den Punkt Nummer 5 in der SCO-Argumentation, warum man lieber UNIX statt Linux nehmen solle: Dort wird ein offener Brief von SCO-Chef Darl McBride wiedergegeben, dass die GPL der amerikanischen Verfassung widerspreche. Nun verweigern die Glyph-Programmierer den Support für einen Kunden, der den PDF-Betrachter unter SCO OpenServer einsetzte.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)