SGI ist sich über die eigene Zukunft unsicher

Mit den Altix-Clustersystemen auf Basis von Itanium und Linux konnte SGI zwar einige spektakuläre Aufträge unter Dach und Fach bringen, eine gesicherte finanzielle Situation resultierte daraus aber offensichtlich nicht.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der traditionsreiche Supercomputer- und Workstationhersteller Silicon Graphics (SGI), der bereits im November vergangenen Jahres von der New Yorker Börse verbannt wurde, warnt die Anleger, dass seine Zukunft nicht unbedingt als gesichert bezeichnet werden kann. SGI konnte auch im zweiten Geschäftsquartal seine finanzielle Situation nicht verbessern. Die Firma erklärt nun in der erforderlichen Eingabe zu den Bilanzen bei der US-Handels- und Börsenaufsicht SEC, dass man gezwungen sein könnte, Schutz nach den US-Insolvenzgesetzen zu suchen: Könne man keine der verschiedenen Lösungen, die für das operative Geschäft in Betracht gezogen würden, realisieren und die Ziele, die im Finanzplan für 2006 festgehalten seien, nicht erfüllen, drohe der Bankrott.

Bereits früher hatte SGI seine Geschäfte reduziert und beispielsweise den 3D-Softwarespezialisten Alias verkauft. Zudem hat die Billigkonkurrenz, die auf Standard-PC-Technik setzte, den einst führenden Hersteller von Grafikworkstations mit eigenen Prozessoren und Grafikboards dazu gezwungen, sich in diesem Bereich ebenfalls neu auszurichten. Heute setzt die Firma vor allem auf die Supercomputer und High-Performance-Systeme der Altix-Serie; SGI, dessen schnellster Supercomputer in den aktuellen TOP500 immerhin Platz vier belegt, hofft dabei derzeit vor allem auf die neue Altix-4000-Serie mit Itanium-2-Prozessoren. Mit den Altix-Clustersystemen auf Basis von Itanium und Linux konnte SGI zwar einige spektakuläre Aufträge unter Dach und Fach bringen, eine gesicherte finanzielle Situation resultierte daraus aber offensichtlich nicht.

Man habe während mehrerer vergangener Geschäftsjahre operative Verluste und einen negativen Cash-Flow aus dem operativen Geschäft verzeichnet, erklärte SGI. Zum Ende des Geschäftsjahres 2005 habe man nicht genug liquide Mittel gehabt, um die alltäglichen Geschäfte weiterzuführen: Erst eine zusätzliche Finanzierungsrunde habe dies ermöglicht. Und obwohl man verschiedene Maßnahmen ergriffen habe, um Umsatz und Gewinnmarge zu verbessern, habe man im zweiten Quartal weiter liquide Mittel aus dem operativen Geschäft verbraucht und werde dies wohl auch im dritten Quartal tun.

Insgesamt seien die neuen Finanzierungen nur dann für den weiteren Betrieb des operativen Geschäfts ausreichend, betonte SGI, wenn die Restrukturierung die erwarteten Einsparungen bringe und man die Ziele der Kreditvereinbarungen für 2006 erreiche. Falls das nicht gelinge, müsse man nach anderen Möglichkeiten suchen. Dazu gehörten weitere Entlassungen, eine weitere Einschränkung der eigenen Geschäfte – etwa durch Verkauf oder Lizenzierung von geistigem Eigentum – oder eine signifikante Beteiligung von Partnern oder Regierungsbehörden an der Firma. Auch ein Verkauf der kompletten Firma an einen interessierten Investor müsse man in Betracht ziehen, wenn die getroffenen Maßnahmen, über deren Wirkung man derzeit noch keine Aussagen machen könne, keinen Erfolg zeitigten. Wenn aber all diese verschiedenen Ansätze nicht zu einer befriedigenden Lösung führten, bleibe nur der Gang zum Konkursrichter, schließt SGI in dem SEC-Filing das Kapitel mit den Warnungen über die eigene Zukunft. (jk)