SIM-Swapping: 10 Festnahmen nach Erbeutung von über 100 Millionen Kryptogeld

Europol koordiniert Ermittlungen in Europa und Nordamerika gegen SIM-Karten-Betrüger. Ziele der SIM-Übernahme waren Prominente und deren Kryptowährungsbörsen.

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Frau mit Handy und Zertifikat

(Bild: SvetaZi/Shutterstock.com)

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Von
  • Frank Schräer
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Britische Behörden haben acht Personen festgenommen, die des SIM-Swappings und der Erbeutung von Kryptowährungen im Wert von über 100 Millionen US-Dollar beschuldigt werden. In Belgien und Malta sind zuvor bereits zwei weitere Verdächtige in Haft genommen worden, die vermeintlich zur gleichen kriminellen Organisation gehören.

Diese Gruppe soll im Laufe des vergangenen Jahres Tausende hochkarätiger Opfer durch sogenanntes SIM-Swapping geschädigt haben. Darunter waren auch bekannte Sportler, Musiker und Internet-Berühmtheiten sowie deren Familien. Die koordinierende Polizeibehörde Europol nannte aber keine Namen oder die genaue Vorgehensweise der Gruppe.

Beim SIM-Swapping lässt sich ein Betrüger jedoch gemeinhin die Mobilfunknummer durch das Mobilfunkunternehmen übertragen. Dazu verschafft er sich häufig zunächst möglichst viele Informationen über sein Opfer wie beispielsweise die Sozialversicherungsnummer und weitere persönliche Daten. Dies kann über Phishing-Mails, durch das Hacken von E-Mail-Accounts oder geschicktes Ausfragen des Opfers (Social Engineering) erfolgen. Der Betrüger meldet dann den Verlust des Mobiltelefons und der SIM seines Opfers beim Mobilfunkanbieter und bestätigt zum Übertragen der SIM die Identität durch die zuvor gewonnenen Daten über das Opfer.

Einige Täter erlangen auch Zugang zu den SIM-Karten durch Bestechung von Mitarbeitern der Mobilfunkunternehmen wie zuletzt in Florida und New Orleans, wo ein ehemaliger Mitarbeiter diese Woche festgenommen wurde. In diesem separaten Fall geht es allerdings um lediglich kleinere Betrügereien im Wert von jeweils einigen Hundert US-Dollar im Jahr 2018.

Durch den Anstieg sowohl des Wertes von Kryptowährungen als auch deren Popularität in der Gesellschaft hat SIM-Swapping mittlerweile das organisierte Verbrechen erreicht. Die von Europol ins Visier genommene kriminelle Gruppe hat Geld, Bitcoin- und persönliche Informationen einschließlich Kontaktdaten der Opfer gestohlen. Außerdem wurden die sozialen Medien der Opfer genutzt, um dort Beiträge im Namen der Opfer zu erstellen und Nachrichten an andere zu schicken.

Europol leitet die Ermittlungen dieses Falls in Zusammenarbeit mit dem FBI, dem Secret Service und Homeland Security in den USA sowie mit Polizeibehörden in Großbritannien, Belgien, Malta und Kanada. Die diese Woche in England und Schottland festgenommenen Verdächtigen sind zwischen 18 und 26 Jahren alt.

In seiner Mitteilung gibt Europol einige Tipps zur Vermeidung ähnlicher Fälle. Nicht nur Prominente stehen im Fadenkreuz der Täter, sondern praktisch jeder mit einem Smartphone könnte Opfer von SIM-Swapping werden. Dazu sollen Nutzer die Software ihrer Geräte zeitnah aktualisieren, nicht auf verdächtige E-Mails oder Anrufe antworten, die nach persönlichen Informationen verlangen, das eigene Teilen persönlicher Informationen im Internet begrenzen, Zwei-Faktor-Authentifizierung verwenden und die Telefonnummer nicht mit sensiblen Onlinekontos verknüpfen, wenn möglich.

(fds)