"STEVEs Zwilling": Nächstes bislang unbekanntes Leuchtphänomen am Nachthimmel
Vor Jahren sorgte ein bis dato übersehenes Leuchtphänomen für Aufregung, getauft wurde es auf STEVE. Nun ist klar, dass die Angelegenheit nicht erledigt war.
Ein erst vor wenigen Jahren erstmals wissenschaftliches beschriebenes und auf den Spitznamen "STEVE" getauftes Leuchtphänomen am Nachthimmel hat eine bis jetzt unbekannte Entsprechung. Das hat eine Forschungsgruppe unter Mithilfe von Satelliten der Europäischen Weltraumagentur und eines Astrofotografen herausgefunden. Beide Leuchterscheinungen ähneln auf den ersten Blick zwar Polarlichtern, entstehen aber durch andere Prozesse und waren der Forschung bisher entgangen. Die Entdeckung mache deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Fotografen und Fotografinnen für die Erforschung der Atmosphäre ist, meint die ESA noch – vor allem angesichts der steigenden Aktivität der Sonne.
"STEVEs verlorener Zwilling"
Das Himmelsphänomen STEVE war Ende 2016 entdeckt und später intensiv diskutiert worden. Es handelte sich um kurzzeitig am Himmel auftretende, violette und grün leuchtende Streifen. Während Polarlichter teils stundenlang zu bestaunen sind, war die Leuchterscheinung immer nur kurz auszumachen, weswegen sie wohl so lange übersehen wurde. Anschließende Untersuchungen haben ergeben, dass es sich um extrem heißes Gas handelt, das mit großer Geschwindigkeit nach Westen strömt. Das dahinter liegende Phänomen war zwar seit Jahrzehnten bekannt, aber erst nach 2016 wurde entdeckt, dass damit auch sichtbare Erscheinungen am Himmel verbunden sind. Die wurden STEVE genannt, was schließlich als Abkürzung für "Strong thermal emission velocity enhancement" akzeptiert wurde.
Wie die ESA nun erläutert, war schon bekannt, dass es zu den abendlich westwärts strömenden Ionen eine Entsprechung in entgegengesetzter Richtung gibt. Fraglich war jetzt, ob das ebenfalls am Himmel zu beobachten sein könnte. Entdeckt wurde das dann in Archivaufnahmen einer Kamera, die Polarlichter aufzeichnen sollte. Es zeigt einen leuchtenden Streifen, der klar von dem ebenfalls auszumachenden Polarlicht abgegrenzt ist. Messdaten der Swarm-Satelliten der ESA hätten dann bestätigt, dass dort Ionen ostwärts geströmt sind, die die Ursache sein dürften. Noch hat das neue Phänomen keinen Namen, die ESA spricht von "Steves verloren geglaubtem Zwilling".
Die Zusammenarbeit mit dem Astrofotografen Gabriel Arne Hofstra, der die Leuchtspur entdeckt hat, sei eine fantastische Erfahrung gewesen, sagt Sota Nanjo von der Universität für Elektrokommunikation in Tokio. Er hat ein Forschungsteam geleitet, das zu der Entdeckung jetzt einen wissenschaftlichen Artikel im Fachmagazin Earth, Planets and Space veröffentlicht hat. Das Team verweist noch darauf, dass Digitalkameras zwar nicht für wissenschaftliche Zwecke genutzt würden, aber etwa den Kontrast zwischen dem neu entdeckten Phänomen und Polarlichtern gut sichtbar machen würden. Außerdem habe fast jeder und jede so eine Kamera inzwischen zur Hand und angesichts von Sonnenstürmen, wie dem von Anfang Mai, helfe das enorm bei der Dokumentation.
(mho)